Review Kissin‘ Dynamite – Not The End Of The Road

“This is not the end of the road
Silver linings paint the sky
New horizons come to light”

KISSIN’ DYNAMITE mischen die deutsche Hard-Rock- und Heavy-Metal-Szene seit Jahren kräftig auf und waren bislang als Garanten für spaßige, fröhliche Rockmusik bekannt. Doch die Corona-Pandemie, Verschiebungen, Konzert- und Tourabsagen sowie nicht zuletzt der Ausstieg von Schlagzeuger und Gründungsmitglied Sebastian Berg im Frühjahr 2021 – der erste Besetzungswechsel überhaupt in inzwischen 15 Jahren Bandgeschichte – gehen auch an sonst fröhlichen Zeitgenossen nicht spurlos vorbei. Der Refrain des Openers „Not The End Of The Road“ scheint all die angesprochenen Punkte anzusprechen, überhaupt folgt das gesamte Album dieser wichtigen und richtigen Botschaft: Nicht aufgeben, irgendwann wird’s wieder besser.

Die ursprünglich als Schülerband gestartete Truppe aus Baden-Württemberg ist inzwischen eine feste Szenegröße und ihr siebtes Album „Not The End Of The Road“ wird der stetigen Weiterentwicklung einen weiteren Push geben. Musikalisch hat sich seit dem 2018er Vorgänger „Ecstasy“ nicht grundlegend etwas geändert: Nach wie vor zelebrieren KISSIN‘ DYNMAITE Stadionrock mit großen Hymnen für große Arenen. Die Songs sind überaus eingängig – aber nicht zu eingängig, zwei oder drei Hördurchgänge möchten die meisten Tracks schon gerne haben, um sich so richtig in die Gehirnwindungen zu schrauben.

Der Titeltrack ist einer dieser krachenden, hymnischen Songs, die sofort ins Ohr gehen und so richtig mitreißen, „All For A Halleluja“ schließt sich hier an. „What Goes Up“, „Only The Dead“ oder „Defeat It“ sind Midtempo-Stampfer mit einfachem Rhythmus, eingängigen Melodien und einem großen Refrain, die einfach auf die großen Bühnen mit einem ebenso großen Publikum gehören. Vor 20 oder 30 Jahren hätten KISSIN‘ DYNAMITE neben Journey oder den Scorpions wohl locker die Arenen gefüllt und könnten das auch heute, wenn sich Qualität durchsetzt. „Voodoo Spell“ mit seinen Alice-Cooper-Anleihen ist einer dieser Songs, die in die Setlist einer jeden Rockparty gehören müsste und von allen Feierwütigen lauthals mitgeschrien werden würde. Trotz allem „müsste, würde, hätte“ und Namedropping großer Rocklegenden: KISSIN‘ DYNAMITE machen ihr eigenes Ding, kopieren niemanden und klingen auch im Jahr 2022 frisch und unverbraucht und haben absolut das Zeug dazu, die großen Festivals unserer Zeit zu headlinen.

Ein Album wie “Not The End Of The Road” wäre nicht komplett ohne ruhige Momente und Balladen. Wie auch schon auf „Ecstasy“ klingen KISSIN‘ DYNAMITE nicht immer fröhlich, sondern lassen einen melancholischen Grundton mitschwingen, sogar mehr als auf dem Vorgängeralbum. Allen voran das abschließende „Scars“ ist überaus sanft, zerbrechlich und traurig, angefangen mit seinem akustischen Beginn bis zum orchestralen Ende ist das eine wunderbare, emotionale Nummer. Die Powerballaden „Gone For Good“ und „Coming Home“ lassen einen Bon Jovi die Schamesröte ins Gesicht steigen: Hier muss Hannes Braun gesondert gelobt werden, seine kraftvolle wie melodische Stimme bringt den Kern der Songs immer auf den Punkt und macht die Lieder erst recht zu etwas Besonderem.

Gesondert erwähnt werden muss “Good Life“: Mit diesem Song unterstützen KISSIN‘ DYNAMITE den „Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e.V.“. Die Einnahmen der Single sowie des Verkaufs eines zugehörigen T-Shirts spendet die Band dem Verein für Kinderkrebshilfe, um krebskranke Kinder und ihre Familien zu unterstützen. „Everybody‘s longing for a good life“ singen KISSIN‘ DYNAMITE und die Gastsänger Charlotte Wessels (Delain), Guernica Mancini (Thundermother) und Alea (Saltatio Mortis) im Refrain und senden damit eine wichtige Botschaft. Dieses Thema ist im Zuge von Covid leider in den Hintergrund gerückt, daher sind solche Aktionen umso wichtiger.

Nachdem 2021 schon Eclipse, Crazy Lixx und Supernova Plasmajets starke Hard-Rock-Alben mit Heavy-Einschlag und 80er-Feeling vorgelegt haben, starten KISSIN‘ DYNAMITE das Glam-/Hair-Metal-Jahr 2022 mit einem Album voller Höhepunkte. „Not The End Of The Road“ ist eine reife, ausgewogene und einfach starke Platte geworden, wohl sogar die beste der Schwaben bisher. KISSIN’ DYNAMITE merkt man deutlich die Überzeugung und die Leidenschaft für die Sache an – „Not The End Of The Road“ ist definitiv nicht das Ende der Straße, sondern eine weitere Etappe auf dem Weg nach ganz oben.

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Wertung: 9 / 10

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