Wow, ist das wirklich schon so lange her? Vor 13 Jahren erschien KINOs Debüt „Picture“. Das realisierten wohl auch Bandchef John Mitchell und seine Plattenfirma InsideOut: Statt – wie geplant – sein drittes Lonely-Robot-Album aufzunehmen, begann Mitchell im Sommer 2017 die Arbeiten an „Radio Voltaire“. Eine gute Entscheidung, wie sich schon nach dem ersten Hördurchgang herausstellt!
KINOs Zweitling macht vom ersten bis zum letzten Song Spaß: Starke Melodien, moderne Arrangements und die wunderbar warme, aber dennoch dynamische Produktion lassen die gut 55 Minuten Spielzeit wie im Fluge vergehen. Der Abwechslungsreichtum ist groß und alles wirkt spontan und unverkrampft. Die kurze, aber intensive Zusammenarbeit von John Mitchell und Bassist Pete Trewavas (Marillion, Transatlantic), der selbst drei Songs beigesteuert hat, ist spür- und hörbar. Sie ist der größte Unterschied zu Mitchells halbgaren Lonely-Robot-Platten. Auch wenn er größtenteils dem Midtempo sowie seinem altbekannten Mix aus Pop, Melodic Rock und Neoprog treu bleibt, klingt hier alles lebendiger und mitreißender.
Selbst eine vor Kitsch nur so triefende Piano-Ballade wie „Idlewild“ wird so unweigerlich zu einem Mitsing-Garant. Und davon gibt es auf „Radio Voltaire“ einige: Etwa den Opener und Titeltrack, das knackige „I Won‘t Break So Easily Any More“, „Out Of Time“ (mit schönem Bass-Solo) oder „Grey Shapes On Concrete Fields“ – hier wird jeder Fan melodischer Rockmusik garantiert einen neuen Ohrwurm finden. „I Don‘t Know Why“ und „Keep The Faith“ wecken Erinnerungen an die Beatles und bringen damit noch eine weitere schöne Klangfarbe ein. Gegen Ende wird die Platte etwas melancholischer, aber nicht weniger gut.
Wie schon auf den letzten Mitchell-Alben sitzt auch dieses Mal wieder Craig Blundell (Steven Wilson, Frost*) hinter dem Drumkit. Er allein ist mit seinem variantenreichen und feinsinnigen Spiel schon Grund genug, „Radio Voltaire“ in den Einkaufswagen zu legen.
Freunde melodischer, leicht angeproggter Rockmusik dürfen frohlocken: KINO ist eine echt schöne Scheibe gelungen, die das Niveau des Vorgängers mühelos hält. Ohne Zweifel Mitchells beste Arbeit seit „The Tall Ships“ von It Bites – und das war vor zehn Jahren.
Wertung: 8.5 / 10