„Einen Begriff wie Kultband sollte man als Konsument durchaus mit Vorsicht genießen. Zu oft bemänteln sich damit entweder kommerziell völlig bedeutungslose Musiker oder aber Gruppen, deren Erfolge im krassen Kontrast zu ihren spieltechnischen Fähigkeiten stehen, und die über diesen viel strapazierten Terminus allerlei Mängel zu kaschieren versuchen. Mit Verlaub: für KING’S X trifft all das nicht zu.“ Das sind die ersten Zeilen des Promozettels und als ich den ersten Titel hörte, wollte ich das erst nicht so für wahr haben, da mir KING’S X bisher nicht wirklich ein Begiff waren. Aber was sie mit ihrem nun schon elften Studioalbum „Ogre Tones“ erschaffen haben, versetzte mich schon ins Staunen, und das nach nur einmaligem Durchhören. Umso öfter man die CD dann hört, desto mehr bohren sich die Melodien in den Kopf. Mein Gott, was haben die drei Kerle aus Nashville nur auf die Menschheit losgelassen?
Bevor wir nun zum eigentlichen Thema kommen sollte man vielleicht noch schnell das Mysterium des Albumnamens lüften. „Ogre Tones“ ist eigentlich nur ein Wortspiel das von „Over Tones“, Ogre wurde für „Over“ eingesetzt da es es bösartiger und schmutziger klingt. Wer es nicht weiß, ein Ogre ist eine bösartige Kreatur die in Wäldern haust, größer als ein Mensch ist und gerne anderen mal auf die Mütze haut.
Für den Sound verpflichtete man Michael Wagener, der schon für Metallica’s „Master Of Puppets“, Accept’s „Breaker“ oder auch Hammerfall’s „Renegade“ verantwortlich war; also eine klasse Wahl. Die Musik an sich unterscheidet sich etwas vom Allgemeingedanken des Alternative Rocks und ist eher als Groove Rock zu bezeichnen der einfach Freude bereitet und zum Mitwackeln anregt. Eine klasse Mischung aus smarten Blues-Riffs, Metal-artigen Passagen, die einen manchmal voll ins Gesicht schlagen und natürlich dem feinsten und besten Rock. Der Gesang, der hauptsächlich von Doug Pinnick stammt, ist sehr anpassungsfähig. Mal gefühlvoll, mal dreckig, mal traurig aber meist natürlich rockig. Einfach unheimlich genial, wie Doug Pinnick seine Stimme immer genau zur richtigen Stelle einsetzt. Für die akustische Untermalung der äusserst melodischen Gesangslinie zeichnet sich Ty Tabor verantwortlich der ab und zu im Hintergrund steht, aber dann wieder ein klasse Riff oder ein geiles Solo aus dem Ärmel schüttelt. Und was wäre Groove Rock ohne einen Schlagzeuger wie Jerry Gaskill? Natürlich nichts! Gekonnt zeigt er solide wie man das Tempo angibt beziehungsweise anzieht und sogar mit einem Schlagzeug Spannungsaufbau erzeugen kann. Anspieltipps sind das wirklich abgedrehte „Sooner Or Later“ mit einem super Solo am Ende, das äusserst rockige „Alone“ aber vorallem ein Titel der sich sofort in euren Gehörgang frisst: „Stay“. Ein so genialer Song wie es ihn nur alle paar Jahre mal gibt, mit so einem tighten Groove der in Mark und Knochen übergeht. Aber eigentlich kann man das gesamte Album hören, beziehungsweise muss – sonst verpasst ihr einfach ein paar zeitlose Rockstücke.
Man merkt der Band einfach an, dass sie ein echtes Team sind. Kein Wunder, schließlich wurde 1988 ihre erte Platte veröffentlicht und seitdem gurken die Jungs miteinander rum. KING’S X beweisen, dass man noch genug frische Ideen in einem sich ständig selbstkopierendem Genre einbringen kann und setzen mit „Ogre Tones“ ein Zeichen. Hier wird bewiesen, wie gute Musik gemacht wird. Kaufen! Hören! Huldigen!
Wertung: 9 / 10