Immerhin 20 Jahre mussten die Fans der texanischen Groove-Rocker KING’S X sich mit semi-professionell gefilmten Konzertaufnahmen begnügen. Nun erscheint mit „Live Love In London“ die erste aufwendig produzierte DVD der Band. Sie dokumentiert einen Konzertabend im Januar 2009, an dem das Trio im Londoner Electric Ballroom einen runden Mix aus Klassikern und Material vom bis dato letzten Album „XV“ (2008) zum Besten gab. Evergreens wie „Goldilox“ oder „Over My Head“ oder „Black Flag“ standen ebenso auf der Setlist wie die aktuellen Nummern „Alright“, „Pray“ oder „Go Tell Somebody“.
Der 19 Songs starke und 112 Minuten lange Gig wurde äußerst stimmungsvoll und gelungen für die Ewigkeit festgehalten. Verhältnismäßig schnelle und dynamische Schnitte und ein druckvoller Sound – inklusive 5.1 Mix – transportieren die schweißige Atmosphäre aus der Halle direkt ins heimische Wohnzimmer. Ty Tabor (Gesang, Gitarre), Dug Pinnink (Bass, Gesang) und Jerry Gaskill (Schlagzeug, Gesang) grooven und rocken, was das Zeug hält – zwar stets in gemäßigten Härtegraden und Geschwindigkeiten, aber dennoch mit einer erfrischend natürlichen Erdigkeit, die einfach Freude macht. Dass die Band stilistisch relativ eingefahren ist, fällt da kaum noch ins Gewicht. Immerhin hat das Trio mit seiner urtümlichen Mischung aus treibenden Rhythmen, kraftvollen Rock-Riffs, einprägsamen Melodien und Harmoniegesängen einen unverwechselbaren Sound. Furztrocken, aber ganz wunderbar live reproduzierbar. Die drei Jungs sind eine absolute Einheit, die nichts auseinander treiben kann.
Es kommt übrigens nicht von ungefähr, dass die DVD in London aufgenommen wurde. Ty Tabor: „London war die erste Stadt, die King’s X akzeptierte.“ Dug Pinnick fügt hinzu: „Wir tourten durch die USA und spielten vor kleinem Publikum, dann flogen wir nach London, hier war es das Marquee und es war ausverkauft.“ Das war 1988, als King’s X die ersten Konzerte zu ihrem Debütalbum „Out Of The Silent Planet“ spielten. Anno 2009 kann das Publikum allerdings nicht besonders hervorstechen. Die Laune ist gut, aber nicht übertrieben euphorisch. Immerhin ist die versammelte Mannschaft textsicher: „Goldilox“ singt sie quasi allein und das äußerst beeindruckend.
Technisch ist die DVD absolut in Ordnung. Bild und Tonqualität sind ohne Fehl und Tadel, lediglich das Menü wirkt etwas monoton und altbacken. Das Bonusmaterial ist allerdings sehr knapp ausgefallen: Neben einem absolut zu vernachlässigenden „Behind The Scenes“-Schnipsel von drei Minuten Länge gibt es noch zwei alte Aufnahmen der Songs „Fall On Me“ und „Everybody Knows A Little Bit Of Something“ sowie eine Audiospur mit Kommentaren der Band zum Konzert. Da wäre doch mehr dringewesen, oder?
Wie es sich für das Label InsideOut gehört, erscheint natürlich auch diese DVD zusätzlich in einem limitierten Set mit zwei CDs, die die Audiospur des Konzerts enthalten. Um die Sache rund zu machen, kann man die Audio-CDs außerdem einzeln erwerben. Diese werden allerdings nicht ganz so heiß erwartet sein wie die DVD-Ausgabe. Denn vor (zwar schon) sechs Jahren, aber erst zwei Studioalben erschien mit „Live All Over The Place“ ein Doppel-Live-Album des bodenständigen Trios.
Fazit: Ein tolles, absolut authentisches Clubkonzert. Eine schöne Sache und zweifellos ein Pflichtkauf für Fans! Einen Punkt Abwertung gibt es für das unbefriedigende Bonusmaterial.
Wertung: 8 / 10