Review King Parrot – Holed Up In The Lair

Wenn man schon einmal von Hatebeak gehört hat, ist man zunächst skeptisch, bekommt man eine Combo vorgesetzt, die sich KING PARROT getauft hat. Die weit weniger majestätisch anmutende deutsche Übersetzung des Namens, „Königssittich“, bei dem man eher an schwäbische Hobbyvogelzuchtvereine denkt, tut ihr Übriges. Aber würdevoll herüberkommen will eine Band, die auf ihrem aktuellen Album „Ugly Produce“ (2017) – ihr drittes insgesamt – Tracks wie „Piss Wreck“ oder „Ten Pounds Of Shit In A Five Pound Bag“ stehen hat, wahrscheinlich auch gar nicht.

Bevor es zum vierten Longplayer kommen konnte, kam Corona und der Lockdown – und kurzerhand der Entschluss des Quintetts, die eigentlich für die nächste Full-Length eingeplanten Tracks schon einmal als EP unters Volk zu bringen. Eingetütet wurden die vier Songs der Australier mit Steve „Big Fella“ Berrigan in Louisiana, also offenbar bereits vor dem Lockdown. Und da einerseits Berrigan schon mit Gruppen wie Down und Philip H Anselmo and the Illegals zusammengearbeitet hat und andererseits die letzten beiden KING-PARROT-Alben auf Anselmos Housecore-Label erschienen, verwundert es nicht, dass dieser mit einem Gastbeitrag in der Nummer „Nor Is Yours“ vertreten ist. Herausgekommen ist die coronakonform betitelte Mini-Platte „Holed Up In The Lair“, sinngemäß „Im Bau eingegraben“ oder „In der Höhle verkrochen“.

Bei den Songtiteln hören die zoologischen Anspielungen auf: Von „Banished, Flawed Then Docile“ bis „Kick Up A Stink“ bieten KING PARROT eine Mischung aus wilder Blastbeat-Raserei, peitschenden Thrash-Beats, stampfendem Midtempo und zähflüssigen Groove-Passagen. Der Fokus liegt dabei deutlich auf ersteren Elementen. Tempovarianten und -wechsel baut der Fünfer soweit ein, wie er das bei Songs zwischen ein- und zweieinhalb Minuten tun kann, ohne dass sie in strukturellem Chaos enden. Engineer Berrigan hat der EP eine klare, bodenständige Produktion verpasst, die ohne Metal-Bombast auskommt und den sehr tight agierenden Musikern gut zu Gesicht steht. Auffällig ist in dieser Hinsicht zudem, dass die Gitarristen Mr. White und Squiz entgegen aller Brachialität des Stils kein durchweg brutales Metal-Brett fahren. So erinnert vor allem der Sound in „Nor Is Yours“ teilweise an schraddeligen Punkrock.

Diesen positiven Aspekten gegenüber stehen leider das generische Riffing, die songwriterische Beliebigkeit und die damit einhergehende zweifelhafte musikalische Relevanz von KING PARROT. Auch Fronter Youngy vermag an dieser Misere nichts zu ändern: Zwar verfügt der Mann über ein Ausnahmeorgan, doch klingt dies wie eine Mischung aus Kreators Mille Petrozza nach zwei Kannen starkem Kaffee und – naheliegend – dem Genöle eines krächzenden Papageis. Auch Anselmos Gast-Vocals sind ein Witz und höchstens fürs Namedropping geeignet: Er blökt als Nullachtfünfzehn-Background-Growler in den Refrains dreimal hintereinander den Songtitel ins Mikro. Wenn man also am Ende das Fazit zieht, bleibt wenig übrig, weshalb man für die 7:40 Minuten Gesamtspielzeit (!) von „Holed Up In The Lair“ aus der Höhle gekrochen kommen sollte. Spoiler: Das Furzgeräusch, mit dem KING PARROT die EP beenden, gehört nicht dazu. Oder vielleicht doch?

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Keine Wertung

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert