Eine Best-Of ist in gewisser Hinsicht auch immer ein Eingeständnis an das eigene Altern, vielleicht auch ein Verweis darauf, dass das eigene Werk mittlerweile so groß geworden ist, dass man werkintern einen Kanon zustande bringt. Darunter werden natürlich nicht jene Kompilationen versammelt, denen man die Handschrift der Ökonomie anmerkt, jene lieblos zusammengeschusterten Sammlungen, mit denen man noch den letzten Tropfen aus einer Band herausquetschen will – unabhängig davon, ob das nun die Band selbst zu verantworten hat oder die entsprechende Plattenfirma. Allen Best-Of-CDs gemein ist hingegen die Frage: Für wen ist sie gedacht? Das Dilemma ist bekannt. Fans kennen die hier versammelten Songs bereits und fordern nicht zu Unrecht, dass man doch bitte Bonusmaterial in rauen Mengen bereitstellt. Für Menschen allerdings, die eine Band über eine Best-Of kennenlernen wollen, stellen Demotracks oder alte Live-Aufnahmen eher kein Kaufgrund dar. In dieser Spannung gilt es zu vermitteln.
Nun liegt mit „Dreams Of Horror“ die erste das gesamte Schaffen des Dänen KING DIAMOND umfassende Best-Of vor. Mit satten 23 Songs versammelt die Doppel-CD das Beste aus gut 30 Jahren musikalischem Wirken und berücksichtigt die großen Erfolgsalben wie das unvermeidliche „Abigail“ aus dem Jahre 1987 sowie eher schwächere Alben wie „The Graveyard“ (wobei man hier den wohl besten Song der Platte, „Heads On The Wall“, ausgewählt hat). Das Novum gegenüber bereits erschienenen Kompilationen von KING DIAMOND liegt also in dem Umstand begründet, dass „Dreams Of Horror“ sowohl die Songs der Roadrunner-Ära als auch jener bei Metal Blade beinhaltet. So weit, so gut. Auch dass der Meister in Zusammenarbeit mit Gitarrist Andy LaRocque seine Aufmerksamkeit noch einmal dem Sound der einzelnen Stücke gewidmet hat, ist erwähnenswert – wird aber nur wenigen auffallen (da man eben sämtliche CD- bzw. LP-Versionen der Stücke kennen müsste) und ist wohl eher ein Geschenk des Musikers an sich selbst.
Ansonsten befindet sich neben dem konsequenten Remastering der Songs kein weiteres Bonusmaterial auf dem Album. Damit ist auch klar, dass sich „Dreams Of Horror“ in erster Linie als idealer Einstieg in das umfangreiche Werk von KING DIAMOND eignet. Wer den morbiden, unheilschwangeren Sound des Dänen und seine innerhalb der Metal-Szene doch einzigartige Gesangsweise nicht kennt, für wen der Mann, der sich einst einen ziemlich unsinnigen Rechtsstreit mit dem Kiss-Bassisten Gene Simmons antun musste, weil letztere seine eigene Gesichtsbemalung in der des Sängers wiedererkannt haben wollte, nur ein vielgehörter Name ist – für all jene ist „Dream Of Horror“ das Idealpaket. Da die Doppel-CD mit umfangreichen Booklet aufwarten kann, erfährt auch der bereits informierte Hörer vielleicht noch Neues und Wissenswertes. Zwar hätte man sich den einen oder anderen bis dato unbekannten Song oder eine gelungene Live-Interpretation gewünscht, aber auch so bietet „Dreams Of Horror“ genügend Kaufanreize. Wer die eigenwillige Musik von KING DIAMOND noch nicht kennt, sollte diesen Schiefstand mit besagter Doppel-CD aus der Welt schaffen.
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