[Rock / Grunge / Stoner-Rock] KING BUZZO ist einer dieser Musiker, deren Einfluss auf die Musik in keinem Verhältnis zu ihrem Bekanntheitsgrad stehen: Gründer und Bandleader der Melvins (welche in den über 30 Jahren ihres Schaffens verschiedene Musikrichtungen von Grunge über Sludge, Doom und Stoner Rock nachhaltig beeinflusst haben), Freund und musikalischer Mitstreiter von Kurt Cobain in dessen jungen Jahren sowie Mitglied von Mike Pattons Supergroup Fantômas wären einige nennenswerte Stationen in der Karriere von Roger Osborne, wie KING BUZZO mit bürgerlichem Namen heißt. In letztgenannter Band wirkt noch ein gewisser TREVOR DUNN mit, ein durchaus jazzgeprägter Bassist, auch bekannt durch seine Arbeit mit Mike Patton bei Mr. Bungle – und mit dem KING BUZZO nun gemeinsam ein Album names „Gift Of Sacrifice“ vorlegt.
„Gift Of Sacrifice“ ist (weitestgehend) ein Akustikalbum und so sind die Grundzutaten des Longplayers von KING BUZZO und TREVOR DUNN erst einmal überschaubar: Neben Osbornes charakteristischer Stimme stehen recht hart gespielte Akustikgitarren (die verzerrt dargeboten sicherlich ein paar Hammer-Melvins-Riffs bieten würden) sowie Dunns Bass- und gelegentliches Cellospiel im Fokus. Das Endergebnis könnte man akustischen Stoner-Grunge-Sludge nennen und erinnert gelegentlich sogar an Scott Kellys (Neurosis) Solo-Schaffen („Science In Modern America“).
„Gift Of Sacrifice“ ist bei aller Schrägheit aber auch durchaus atmosphärisch, in manchen Momenten sogar… ja, schön (wie zum Beispiel im Mittelteil von „I Am Glad I Could Help Out“ oder in „Bird Animal“). Obwohl es sich bei den Kompositionen von KING BUZZO und TREVOR DUNN nicht wirklich um Stoner-Rock-Songs handelt, ist gefühlt eine gehörige Portion Wüstensand im Spiel. „Delayed Clarity“ wirkt vom Feeling her ein wenig wie eine Kyuss-Unplugged-Nummer – und ist dabei nicht einmal ansatzweise so seelenlos wie beispielsweise Nick Oliveris Akustik-Interpretationen von Klassikern der Stoner-Rock-Legende um Josh Homme. Das Album verfolgt zwar kein Konzept im eigentlichen Sinne, ist aber auch keine inhomogene Loseblattsammlung.
Leider ist „Gift Of Sacrifice“ mit 34 Minuten nicht allzu lang geworden und beinhaltet neben vollwertigen Kompositionen wie den genannten Songs auch merkwürdige elektronisch anmutende Intros und Interludes in Form von kurzen Noise-Eskapaden – die in Anbetracht der kurzen Spielzeit irgendwie verzichtbar gewesen wären. Ein zwei „richtige“ Songs mehr hätten KING BUZZOs und TREVOR DUNNs erster gemeinsamer Kooperation ohne weiterer Mitmusiker ganz gut getan.
Wer Bands wie die Melvins oder auch Årabrot mag und etwas für Grunge oder auch Stoner Rock in akustischer Darreichungsform übrig hat, darf getrost ein Ohr riskieren und wird wohl (von der Dauer von „Gift Of Sacrifice“ mal abgesehen) nicht enttäuscht werden. Man merkt KING BUZZO und TREVOR DUNN auf jeden Fall ihre jahrelange Erfahrung und Spielfreude an (Dunns Fähigkeiten am Viersaiter werden beispielsweise in der Free-Jazz-geprägten zweiten Hälfte von „Mock She“ mehr als deutlich) und das macht das Album zwar nicht unverzichtbar, aber zu einer schönen Abwechslung im Bereich der sonst eher härteren Veröffentlichungen der beiden Musiker.
Wertung: 7 / 10