Wie positiv sich ein Sängerwechsel in einer noch jungen, aber geradlinig aufstrebenden Band entwickeln kann, zeigen KILLSWITCH ENGAGE per excellence. Nach sehr brutalen Anfängen auf dem selbstbetitelten Debüt und der zweiten Platte „Alive Or Just Breathing“, wurde das Tempo und die bedingungslose Härte mit „The End Of Heartache“ im Jahr 2004 zwar deutlich zurückgestuft, jedoch wuchs damit der musikalische Anspruch und die Reife unermesslich. Die US-Boys schlugen eine völlig neue Kerbe ein, setzen weiterhin auf Härte, aber im Vordergrund steht zweifelsohne Melodie und Eingängigkeit. Und das gelingt dieser Truppe so gut, wie nicht vielen anderen auf ihrem Gebiet.
Auch im Jahr 2006 greifen KILLSWITCH ENGAGE, liebevoll KsE abgekürzt, in den Zing Studios zu Massachusetts nach der symbolischen Messlatte, um diese am Ende des Aufnahmeprozesses mit den eigenen Händen erneut ein Stückchen höher zu platzieren. Um dieses Album zu verinnerlichen braucht es gar nicht mal viele Durchgänge. Jeder Song hat seine eigene Natur und gelangt bei intensivem Zuhören schnell in die Hirnwindungen des Zuhörers. Ein futuristischer Sound leitet das Album mit dem Titeltrack ein, bis die Dutkiewicz’schen Riffteppiche verlegt werden. Schnell wird deutlich, dass die Strukturen noch deutlicher auf Melodie und Harmonie im Chorus getrimmt wurden, als bisher. Neben höchst aggressivem Geshoute setzen die Amis mehr und mehr auf Klargesang, um die Eingängigkeit der Songs dezent zu unterstreichen. „The Arms Of Sorrow“ zeigt die Truppe in einem gewaltfreien Kleid, welches ihr wunderbar steht und ohne jegliches Geschreie auskommt. Schon entschieden härter knüpfen dann „Unbroken“ und die Wutnummer der Platte, „My Curse“, an. Während „Unbroken“ durch eingängige Riffs glänzt, sticht bei „My Curse“ die bedingungslose Brutalität und der Verzicht auf ruhige, zärtliche Passagen ins Auge, wenn der Anfang des Songs dies auch nicht erahnen lässt. Trotz zwischenzeitlich auftauchender, und technisch stark ausgeprägter Begleitgitarre bleibt „For You“ der unauffälligste und uninteressanteste Song des Albums. Da geht bei „Still Beats Your Name“ wieder wesentlich großzügiger die Post ab und man erlebt KILLSWITCH ENGAGE in Reinkultur mit offensivem Songaufbau, aber klaren, eingängigen Refrains. Das für meine Begriffe deutlich beste Stück auf der „As Daylight Dies“ stellt „Eye Of The Storm“ dar. Anfangs sehr schnelle Gitarren und dann der typische KsE-“Eintopf“ mit Brutalität, ausgeklügelten Riffs und enormer Einprägsamkeit. Der Anspieltipp! Episch wird es dann mit „Desperate Times“, einem langsamen, aber hochgradig drückenden Stück von düsterer Atmosphäre. Ganz oben reiht sich letztendlich auch der Rausschmeißer „Reject Yourself“ ein, der gar einen progressiven Touch bietet und großartig strukturiert ist.
Mit „As Daylight Dies“ haben sich Killswitch Engage selbst übertroffen und präsentieren sich musikalisch so stark wie noch nie. Das Album hat Klasse, Vielfalt und Reife pur. Die Spielfreude ist mit jedem Song zu spüren und ich bin sicher, dass dieser Fünfer in der Zukunft auch außerhalb der angestammten Metalcore-Szene für sehr viel Furore sorgen wird.
Wertung: 9 / 10