Metal und orientalische Musik sind gut miteinander kombinierbar, das konnte man in den letzten Jahren schon bei vielen Bands beobachten, allen voran natürlich Nile und Melechesh. Dass die hinter dieser Symbiose steckende band im Falle von KHEPRA tatsächlich in der Türkei beheimatet ist, ist vor allem im Hinblick auf deren Authentizität ein vielversprechendes Indiz. „Cosmology Divine“, das Debüt des Trios, das zuvor einige Jahre unter dem Namen Gürz existiert hatte, lässt jedenfalls keinen Zweifel daran aufkommen, dass man es hier mit hochprofessionellen Musikern zu tun hat. So verknüpfen KHEPRA die verschiedensten Einflüsse aus Symphonic Metal, Melodic Death Metal und nahöstlicher Musik.
Das möglicherweise größte Kunststück, das KHEPRA auf ihrem Debüt zustande bringen, ist, dass keiner ihrer Songs kitschig oder gar peinlich klingt. Dramatische Streicher, majestätische Blechbläser, epische Chöre (vorherrschend männlich, aber auch weiblich) und allerlei orientalische Zupf-, Blas- und Streichinstrumente findet man zuhauf, praktisch keine der 42 Minuten Spielzeit vergeht ohne zumindest eines dieser Stilmittel. Dennoch wird man ihrer nie auch nur einmal überdrüssig, denn KHEPRA verstehen sich vortrefflich darauf, all diese Elemente in einem stimmigen Kontext zu setzen. So klingen die Streicher in „Obsession Of The Mad“ überaus unheilvoll und mächtig, im siebeneinhalb Minuten langen Titeltrack hingegen überwältigend episch.
In den ruhigen Strophen von „Desolation“ versprühen die östlichen Instrumente einen Hauch von Mystik, im Refrain kontrastiert von heftigen Blast-Beats und eher heiseren Screams, die auch auf den restlichen Tracks den Gesang dominieren. Der theatralische Chorgesang ist vor allem im Opener „Atra Hasis“ und im dynamischen „Enki (Diaries Of A Forgotten God)“ hervorzuheben, da KHEPRA hier das Zwischenspiel mit den Screams und sogar kraftvollem Klargesang am Besten gelungen ist.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bands im Symphonic-Sektor kommt bei KHEPRA jedoch auch der Metal-Anteil keineswegs zu kurz, gerade das macht „Cosmology Divine“ zu so einem grandiosen Album. Neben den Screams und gelegentlichen Double-Bass- und Blast-Beat-Attacken überzeugt das türkische Trio nämlich auch an der Gitarrenfront. Während beispielsweise die orientalisch angehauchten Leads im sonst fast schon thashigen „Atra Hasis“ und in „Enki“ von Anfang an ins Ohr gehen, wo man sie auch gern behält, überraschen KHEPRA auf „Evil Incarnate“ mit ungeahnt hartem Riffing. Umso erfreulicher ist es, dass die Gitarren (bis auf ein paar wenige Ausnahmen) im Mix nicht untergehen, sondern mit allen anderen Instrumenten auf einer Stufe stehen.
Khepra haben somit ein Debüt geschaffen, das in sämtlichen Belangen zu gefallen weiß. Die Songs auf „Cosmology Divine“ sind nie zu lang, trotz der vielen Einflüsse konsistent und machen einfach Spaß. Dem kompositorischen Talent der drei Musiker steht auch die tadellose Produktion in nichts nach, sodass es hier praktisch nichts zu bemängeln gibt. Wer Metal, symphonische und nahöstliche Musik in perfekter Balance hören will, sollte sich diese Platte keinesfalls entgehen lassen und unbedingt KHEPRA weiterhin im Auge behalten.
Wertung: 8.5 / 10