KHEMMIS’ zweites Album “Hunted” verschaffte der gerade erst 2012 gegründeten Band aus Denver, Colorado einen ziemlichen Senkrechtstart, sowohl unter Doom-Metal-Fans als auch in der Fachpresse, die das Album in den Himmel lobte. Mit “Desolation” ist nun, sogar beim Major-Label Nuclear Blast, der heiß ersehnte Nachfolger erschienen. Nachvollziehbar ist der Hype um die Formation, zumindest anhand dieses dritten Werkes, jedoch nicht.
Von den zahlreichen Spielarten des Doom Metal lässt sich die Variante der Band am ehesten als eine Art langsam gespielter, klassischer Heavy Metal beschreiben, wie ihn etwa auch Candlemass spielen. Die Riffs und Melodien sind fast durchgehend in simplen, der Pop-Musik entlehnten Dur-/Moll-Harmonien komponiert, was die Musik überwiegend vergleichsweise leicht zugänglich macht. So viel Tolles man mit diesen Grundvoraussetzungen auch anstellen kann – KHEMMIS‘ Sound erweist sich als größtenteils generisch und unspektakulär. Immer wieder versucht sich die Band an zweistimmigen Lead-Gitarren, erreicht dabei aber zu keinem Zeitpunkt filigrane Melodieführungen von Heavy-Metal-Bands wie beispielsweise Iron Maiden, die sich dieses Stilmittel ebenfalls zur Definition ihres eigenen Stils zunutze machten.
Wer seine Sache dagegen tatsächlich absolut herausragend macht, ist Sänger Phil Pendergast. Seine Stimme ist kraftvoll, kontrolliert und kommt ohne genreübliches, pathetisches Dauervibrato aus, was die ganze Angelegenheit wesentlich angenehmer gemacht. In den gelungeneren Songs des Albums, wie etwa „Isolation“ oder dem melancholischen „From Ruin“, beweist Pendergast mehr als einmal ein gutes Gespür für Melodik und Spannungsbögen in seinen Gesangslinien. Ihm allein ist es zu verdanken, dass „Desolation“ nicht im Meer der ermüdenden Doom-Metal-Bands untergeht, sondern sich zumindest über Wasser halten kann.
Nicht nur Klargesang, auch Growls werden von KHEMMIS passend eingesetzt. In Stücken wie „Flesh To Nothing“ gelingen den US-Amerikanern damit einige kontrastierte Momente, in denen das seichte Gedüdel in fettes, druckvolles Riffing übergeht. An fehlender Eingängigkeit leiden dagegen „The Seer“ und „Maw Of Time“, die zwar als entgegenkommende Abwechslung stellenweise etwas düsterer daherkommen, insgesamt verglichen mit den stärkeren Tracks der Platte aber etwas ziel- und planlos wirken.
Warum also KHEMMIS aktuell das nächste große Ding im Doom Metal sein sollen, lässt sich mit „Desolation“ nicht beantworten. Zwar machen die Musiker ihre Sache keineswegs schlecht, wirklich mehr als ganz solide sind ihre Riffs aber auch nicht. Sie wirken bestenfalls wie nette Dekoration für Pendergasts wundervollen Gesang, der dafür verantwortlich ist, dass man die Platte dann doch durchaus mal ab und zu nebenbei laufen lassen kann und sich gelegentlich beim Mitsummen erwischt. Exzellent ist an „Desolation“ aber – leider – ansonsten nichts.
Wertung: 6 / 10