In Zeiten, in denen die bekanntesten Bands gefühlt alle gleichzeitig ihre hochglanzpolierten, neuen Alben auf den Markt werfen, gelüstet es den einen oder anderen vielleicht mal wieder nach gutem, altem Underground-Black-Metal. Jenen dürfte mit „The Downfall“ der Salzburger Combo KHARNATH geholfen sein.
Doch wer beim Wort „Untergrund“ zusammenzuckt, weil er es mit „Krach“ und „so schnell und laut wie möglich“ verbindet, sei beruhigt: Bei KHARNATH handelt es sich um ernsthafte Musiker, die alle bereits Erfahrungen in anderen Bands gesammelt haben und denen Qualität und Atmosphäre in ihrer Musik sehr wichtig sind.
So eröffnet der erste Track „Solitude“ die EP als schweres, packendes Midtempo-Konstrukt. Man spürt sofort die Liebe zum Black Metal: Sogleich versuchen KHARNATH, eine Klangumgebung zu schaffen, in die der Hörer sich fallen lassen kann, bevor knochiges Growling dem Ganzen den letzten Schliff gibt. Die Gitarrenlinien ziehen den Hörer in die Musik und erinnern in kurzen Passagen ganz entfernt an Dissection. Ohne, dass das Material in sich dadurch weniger stimmig würde, setzen KHARNATH doch auf Abwechslung: So ist das Growling mal mit viel Hall unterlegt, während die Gitarren es melodisch umgarnen, dann wieder sorgt das Schlagzeug für Schub, bevor eine andere Melodielinie die Oberhand gewinnt. Man lässt der schöpferischen Kraft hier also freien Lauf, was etwa „Solitude“ auch entsprechend lang, aber nicht langweilig macht. Auch mit dem beinahe „poetisch gegrowlt“ gesprochenen Part in „Voices“, dem eine dichte Gitarrenwand folgt, schaffen KHARNATH eine diabolische Stimmung, die der starken Aura der Kompositionen guttut.
Trotzdem ist „The Downfall“ nicht perfekt: So irritiert die abrupte Eröffnung des zweiten Stücks, die wirkt, als hätte man beim Mixing die Eröffnungmomente einfach abgeschnitten. Auch gibt es Soundmakel, die es bei größeren Produktionen natürlich nicht gegeben hätte. Das kommt aber wiederum der rohen Underground-Atmosphäre zugute. Alles in allem werden Black-Metal-Fans auf dieser EP von KHARNATH gut unterhalten, und wer über den einen oder anderen holprigen Moment hinwegsehen kann, darf sich voll und ganz dem ansteckenden, kompromisslosen Charakter der „The Downfall“-EP hingeben.
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