Review Karg – Weltenasche

  • Label: AOP (Art Of Propaganda)
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Black Metal war schon immer ein sehr heimatbezogenes Genre, nicht zuletzt daran erkennbar, dass viele skandinavische Bands über nordische Volksmärchen oder Mythen singen – natürlich in der jeweiligen Landessprache. Seit Lunar Aurora gibt es Black Metal sogar auf Bayerisch. Österreichische Schwarzmetaller schienen hingegen bislang doch lieber beim Hochdeutschen zu bleiben, doch damit ist jetzt Schluss. KARG, das Soloprojekt von V. Wahntraum (Harakiri For The Sky), der mit seiner Hauptband offenbar noch nicht genug Post-Black-Metal spielt, vertont die Texte auf seinem fünften Album „Weltenasche“ nämlich erstmals im Dialekt seines Heimatortes.

Abgesehen von der untypischen lyrischen Umsetzung hält sich KARG weitgehend an die Genre-Spielregeln, wie man bereits dem Opener „Crevasse“ entnehmen kann: Atmosphärische, perlende Post-Rock-Gitarren treffen auf depressive, aber kraftvolle Tremolo-Riffs und schwermütige Leads, zu denen sich immer wieder heisere, emotionale Screams hinzugesellen, intensiviert durch packendes Drumming, bei dem treibende Double-Bass- und Blast-Passagen keineswegs zu kurz kommen. Auch die gefühlvollen und spielerisch durchaus anspruchsvollen Piano-Melodien, die beispielsweise den Schluss von „Alles wird in Flammen stehen“ zu einem der emotionalsten Momente der Platte machen, sind nicht unbedingt ein Paradigmenwechsel, dasselbe gilt für die über das Album verteilten Sprach-Samples.
Dass KARG sich weitgehend an Konventionen hält, fällt jedoch zu keiner Zeit negativ auf, ganz im Gegenteil: Gerade dass V. Wahntraum es mit den gängigen Stilmitteln schafft, 72 Minuten lang durchgehend zu begeistern, zeugt davon, mit was für einem begnadeten Musiker man es hier zu tun hat. So entfalten zum Beispiel die Samples eine ungeahnt große Wirkung, sei es nun das manisch-depressive Gespräch im atmosphärischen Auftakt von „Le Couloir Des Ombres“ oder der – passend zum Artwork – resignierende Monolog im abschließenden, anfangs ungewohnt rauen „(MMXVI/Weltenasche)“.
Diese und andere Details geben den zumeist sehr langen Songs eine unglaubliche emotionale Tiefe, sodass man gar keine andere Wahl hat, als sich gänzlich auf die bisweilen etwas sperrige Musik von KARG einzulassen. Einzig die sehnsüchtige Akustik-Nummer „Spuren im Schnee“ mit ihrem klagenden Klargesang ist auf Anhieb leicht zu erfassen, gerade dadurch aber definitiv ein Höhepunkt auf „Weltenasche“. Selbst bezüglich der Produktion gibt es nichts, das man KARG zum Vorwurf machen könnte, der Sound ist wunderbar klar und transparent.

„Weltenasche“ ist kein leichtes Stück Musik, es dauert seine Zeit, bis man die Songs verinnerlicht hat. Dennoch ist die Platte alles andere als langatmig, man ist von Anfang an gefesselt von den melancholischen Melodien, die so unfassbar viel ausdrücken. Die österreichischen Texte mögen anfangs seltsam anmuten, letztlich ist die Musik von KARG dadurch aber umso aufrichtiger. Wer Post-Black-Metal zu seinen bevorzugten Genres und Harakiri For The Sky zu seinen Lieblingsbands zählt, sollte sich „Weltenasche“ auf keinen Fall entgehen lassen, mit seinem großen Bruder kann KARG nämlich zweifellos mithalten.

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Wertung: 8.5 / 10

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