Review Kamelot – Haven

Da sind sie wieder, die Symphonic Metaller KAMELOT. Ziemlich genau zweieinhalb Jahren sind vergangen, seit sie mit „Silverthorn“ ihr erstes Album mit dem neuen Sänger Tommy Karevik veröffentlicht haben. Nun steht mit „Haven“ der nächste Schlag an, und unvermeidlich ist die Frage, in welche Richtung die Reise nun gehen soll. Denn verändert hatte die Band ihren Stil schon vorher immer wieder. Am wichtigsten war wohl der Wandel von einer Power-Metal-Institution zu einer Symphonic-Metal-Band. Sind die drei Klassiker-Alben „Karma“, „Epica“ und „The Black Halo“ melodischer Power Metal gewesen, ging es seit Mitte der 2000er Jahre immer stärker in Richtung Symphonic Metal – eine Entwicklung, die mit dem unmittelbaren Vorgänger „Silverthorn“ abgeschlossen war. Was bietet nun „Haven“?

Nun, die Uhr drehen KAMELOT nicht zurück, so viel steht fest. „Haven“ ist wieder ein pompöses Album voller Orchestrierungen und mehrfacher Gesangsspuren, Pathos und Emotionen geworden. In einem Aspekt aber haben sie sich verändert: „Haven“ wirkt strukturierter und klarer. Hatte man „Silverthorn“ vorwerfen können, dass es überfrachtet war, dass es sich in den vielen Melodien und überbordenden Effekten verliert, haben die Songs auf „Haven“ zum größten Teil wieder eine klare Linie. Das Songwriting-Team hat sich mehr auf einzelne Melodielinien konzentriert. Das kommt nicht zuletzt der Eingängigkeit des Albums zugute. Mit Songs wie „Insomnia“, „My Therapy“ oder „Liar Liar (Wasteland Monarchy)“ sind Ohrwürmer erster Güte aufgenommen worden.

Die Atmosphäre ist dagegen unverändert geblieben. Düster geht es zu, gerne mit viel Emotionen und Veränderungen im Gesang, der durch Sprechpassagen unterbrochen und durch Gastsängerinnen unterstützt wird. Manche Stücke wirken dadurch allerdings gegen den Trend des Albums etwas zerstückelt („Revolution“). Anderen dagegen bekommt die Abwechslung sehr gut – „Veil Of Elysium“ profitiert zudem von einem variationsreichen Drumming. Und natürlich fehlen auch Balladen nicht, von denen KAMELOT gleich zwei auf „Haven“ präsentieren. Mit „Under Grey Skies“ gibt es eine eher kräftige, mit „Here’s To The Fall“ eine ruhigere, filigranere. Überhaupt sind die Lieder sehr unterschiedlich gestaltet und heben sich angenehm voneinander ab.

Musikalisch sind KAMELOT ohnehin ein eingespieltes Team, sodass es auf dieser Seite nichts zu meckern gibt. Einzelne Musiker brauchen nicht hervorgehoben zu werden, alle wissen sehr genau, was zu tun ist. Auch Produzent Sascha Paeth hat wieder ganze Arbeit geleistet – „Haven ist sauber und präzise abgemischt, ordentlich und klar produziert, ohne klinisch zu klingen. Somit ist KAMELOTs „Haven“ ein sauber gemachter und überzeugender Vertreter seiner Gattung geworden. Die Band hat das größte Manko von „Silverthorn“ erkannt und vorsichtig gegengesteuert, ohne dem neueren Stil abzuschwören. Das mag der eine oder andere immer noch schade finden, aber es hat gut funktioniert.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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