Review Kambrium – Shadowpath

(Melodic Death / Progressive / Power / Viking / Dark Metal)
Das Kambrium ist das Zeitalter von 542 bis 488 Millionen Jahren vor unserer Zeit. Der kambrischen Explosion zufolge gab es in dieser Zeit eine reichhalte Abwechslung an verschiedensten Tierarten, für musikalische Abwechslung aber wollen diese KAMBRIUM hier aus Niedersachsen sorgen. Musikalisch Neues gibt es heutzutage nur noch sehr selten, jede Note scheint schließlich gespielt und auch KAMBRIUM sorgen für keinen neuen musikalischen Urknall. Ihre als „Epic Death Metal“ angepriesene Musik aber kann mit seiner außergewöhnlichen Mischung trotzdem für einige Überraschungen sorgen.

Nach dem Intro kann „Among The Lost“ sogleich mit einem richtig geilen Riff und starken Melodien die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, zusammen mit heiseren Growls und einem ebenso druckvollen wie räudigen Sound macht es sich der Fünfer direkt in einer groben Schnittmenge zwischen Powerwolf und Equilibrium bequem. „Arming For Retribution“ will dann klar machen, wie die Epik in die Stilbeschreibung kommt, das Keyboard nämlich sorgt hier für eine breite, ausladende Klangwand. Auch ansonsten ist das Tasteninstrument recht präsent, was auf dem gesamten Album außerordentlich gut funktioniert. Das führt dazu, dass sich mir Graveworm zu „Engraved In Black“-Zeiten in den Kopf drängen, darüber hinaus kommt das stets mitschwingende Gefühl des „alten“ melodischen Death Metal der 90er Jahre hinzu, gänzlich ohne jedweden Core-Einschlag. Die orchestrale Düsternis, die „Thanatos“ im Anschluss verbreitet, bringt außerdem noch eine Spur frühe Cradle Of Filth mit ein. Die (nicht zu präsenten) Elektroelemente samt der Chöre des kurzen Partykrachers „Dewfall“ erinnern derweil an Enter Shikari.

Ganz schön viel Namedropping, ich gebe es zu, jedoch wirken KAMBRIUM nie wie ein Plagiat oder eine Bande von Dieben, die ihre Beute in einen Sack stopfen. Klar, hier wird sich sicher auch ungeniert bei diversen Vorbildern bedient, gleichwohl verbreiten sie trotz altmodischer Zutaten ein gewisses Gefühl von Frische. Die Mixtur wirkt anfangs recht eigentümlich und willkürlich, alles aber wird stimmig ineinander verwoben. Freilich gibt es noch einiges zu verbessern: So richtig zielstrebig wirken die Lieder noch nicht, ab und an scheint man als Band noch selbst von der eigenen Vielfalt erdrückt zu werden. Einige Spannungsbögen und Wendungen könnten sicher besser sein, ebenfalls bleibt die Eingängigkeit etwas auf der Strecke. Auch der Wechsel zwischen deutscher und englischer Sprache mag manchem missfallen, wiewohl dies dank des tiefen und oft schwerlich verständlichen Gesanges eh nicht so arg ins Gewicht fällt. „Shadowpath“ ist in seiner Gesamtheit aber ein bemerkenswertes Debütalbum, das vor allem durch seine enorme Abwechslung und Eigenheit erfreuen kann. Lieder für die Ewigkeit gibt es nicht, dafür starke, mutige, komplexe Musik mit Charakter, die ich jedem empfehlen möchte, der Musik abseits der Wege mag.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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