Review Kalmah – Swampsong

Gerade noch dachte ich darüber nach, wie ich dieses Review hier am Besten einleiten könnte und blätterte zu diesem Zweck mal wieder durch das Booklet der dritten KALMAH-CD „Swampsong“ und zwischen den stimmungsvollen Artworks des Bandmaskottchens, des Swamplords, stieß ich mal wieder auf diese eine Sache, die für mich aus KALMAH ein echtes Kuriosum macht: die Texte. Politisches Engagement und Bewustsein (sofern es in die richtige Richtung zielt) schön und gut, aber das, was die Finnen normalerweise lyrisch zu ihren recht ausgeklügelten Kompositionen dazudichten, das ist schon ein starkes Stück. Ich will’s nicht komplett als Schwachsinn abstempeln, aber es liest sich doch immer wieder erfrischend unpassend. „Free market economy a consequence/Of military needs – loss of lives/Human rights activists political pawn in a game/Nothing can they do without state subsidies“ heißt es da zum Beispiel schon im Opener „Heroes To Us“ und die Verknüpfung von so halbgar getexteten sozialkritischen Botschaften mit mächtig bollerndem und ordentlich sägendem Melodeath… Das kommt mir nach wie vor irgendwie spanisch vor.

Aber da das jetzt schon zur Sprache kam, kann ich in die Richtung ja weiter elaborieren: mächtig bollernder und ordentlich sägender Melodeath. Als „Swampsong“ 2003 auf den Markt kam, da gab es KALMAH (auch unter diesem Namen, vorher hießen sie ja Ancestor) schon ein paar Tage länger und mit den beiden Vorgängeralben „Swamplord“ und „They Will Return“ bewiesen sie schon eindrucksvoll, was sie denn so können. Die Texte waren damals zwar auch nicht viel schlechter als auf „Swampsong“, aber mit den Kompositionen haperte es hier und da noch ein klein wenig. Die CDs sind zwar trotzdem Nackenbrecher erster Güte und haben ein paar absolut gottgleiche Nummern drauf, trotzdem fehlte bis zur vollen Entfaltung des KALMAH’schen Genius noch ein kleines Stück.

Und das fügten sie mit ihrem dritten Album hinzu. „Swampsong“ geht nach der von den Vorgängern bekannten Formel vor und kocht aus den bekannten Zutaten etwas sehr schmackhaftes. Stagnation wurde den Finnen mit diesem Album hier und da vorgeworfen, „Klingt ja alles genau so wie auf den beiden anderen CDs, hier gibt’s nix Neues zu sehen“, so lautete hier und da die fachkundige Meinung des einen oder anderen Kritikers. Und so ist es prinzipiell auch, abgesehen von einer kleinen Sache (dazu später mehr) gibt es auf „Swampsong“ theoretisch nix Neues zu hören, aber KALMAH stagnieren weniger, als dass sie perfektionieren. Der krächzende Gesang von Pekka Kokko und dazu seine sägende Rhythmus-Gitarre, die flinken Soli aus den Fingern seines Bruders Antti, dazu rollender Bass und Schlagzeug und hier und da ein wenig Keyboard, das ist nicht neu, aber wen juckt’s, wenn das, was der Fünfer hier zaubert, so geil klingt.
Das stampfende „The Third, The Magical“, das heftig dreschende „Cloned Insanity“, das mit einem doofen Text ausgestattete aber dafür geil riffende „Man With Mystery“, oder aber der Rausschmeißer, der dann doch noch eine Neuerung zu bieten hat. Jau, kurz vor Torschluss machen KALMAH dann doch noch mal was anders als zuvor, denn „Moon Of My Nights“ hat nicht nur ein sehr cooles Keyboard-Intro zu bieten, sondern auch zum ersten (und wenn man Pekka Glauben schenken darf, dann auch zum einzigen Mal in der Bandgeschichte) Klargesang zu bieten und der klingt heftig geil.

Okay, ein einziges Novum kann jetzt ein theoretisch angestaubtes Album nicht zu einer gewaltigen Überraschung vor dem Herren machen, aber Theorie und Praxis sind zum Glück immer noch zwei Paar Schuhe und in der Praxis hatte ich auf lange Sicht gesehen bislang mit keinem anderen KALMAH-Album so viel Spaß und Freude wie mit ihrem dritten Output „Swampsong“ (nicht mal mit dem saustarken Nachfolger „The Black Waltz“). Ein eindeutiger Beweis, dass Innovationen eine schöne Sache sind, das im Umkehrschluss aber nicht heißt, dass ein sauber gestricktes Album ohne welche an Bord Grütze wäre. Und eine verdammt starke CD noch dazu.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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