Review Kalmah – Swampsong

Ich muß zugeben, daß ich von dieser Band vorher noch nie etwas gehört habe. Und wenn ich dieses Album so höre, sollte ich mich dafür schon schämen. Vor allem, da es bereits das 3. Album der Band ist.
Die Musik ist zwar keine komplette Neuerfindung, aber die braucht es auch nicht, denn die Musiker scheinen allesamt sehr fit und es ist auch kein Einheitsbrei, was mir da auf dem Longplayer geboten wird. Sehr schön anzuhören und immer wieder durch interessante Momente aus der progressiveren Ecke angereichert.

Der Gesang ist eigentlich, bis auf leichte (Melodic Death) Anleihen, fast durchgehend der Black Metal Ecke zuzuordnen. Der Rest der Musik schwimmt, ähnlich Children Of Bodom, die ganze Zeit zwischen den Stilrichtungen, allerdings ohne nach einem Abklatsch selbiger zu klingen. Kalmah klingen nicht so glattgebügelt und rockig, wie die Children das manchmal tun. Man bemüht sich anscheinend um mehr Stand im klassischen Metal und im Melodic Death Bereich. Leichte Parallelen zu Amon Amarth sind auch in manchen Songs zu erkennen. Und ich höre gerade beim ersten Gesamtdurchlauf, oh Wunder, die können sogar noch wesentlich mehr. Das erste Lied („Heroes To Us“) ist eigentlich noch eher normal gehalten. Schnelle Double Bass Parts, Standardriffs und -gesang. Doch dann wird es schnell immer extremer. Die Keyboardpassagen erinnern stellenweise doch schwer an so manche Proggis. Na so langsam bin ich ja richtig froh, mich an das Review zu dieser Scheibe begeben zu haben, obwohl ich diesen Musikstil ja normal nicht zu meinen favorisierten zähle. Schon das zweite („Burbot’s Revenge“) und dritte Lied („Cloned Insanity“) glänzen mit perversen Gitarrensoli und wunderschönen Keyboardbreaks. Lied Nummer vier, „The Third, The Magical“, beinhaltet sogar plötzlich cleane, choralartige Gesangsparts und „Bird Of Ill Omen“ wartet mit Blast Speed Parts unterlegt von Black Metal Riffing auf, was beides völlig überraschend kommt. Also, eins muß man den Jungs lassen, sie fürchten sich, trotz eigentlich recht einheitlichem Sound, nicht vor irgendwelchen Genregrenzen. „Doubtful About It All“ läßt in seiner ersten Hälfte die bisherige Abwechslung ein wenig vermissen. Was allerdings immer noch nicht schlimm ist, da der Song 1 zu 1 von einem der ersten beiden Children Of Bodom Alben Alben stammen könnte, was ja den meisten Hörern schon Abwechslung genug ist. Ähnlich geht es dem nächsten Song „Tordah“. Doch abgedroschen klingt es zu keiner Sekunde. Und ein toller Keyboard Part in der Mitte mit anschließendem Groove, an dem sich so manche gestande Black Metaller ein Beispiel nehmen sollten. Aber die Puristen, denen daß Keyboard übel aufstößt, ist die Musik sicherlich auch zu komplex. Denn obwohl das gesamte Album „runtergeht wie Öl“, um es mal salopp auszudrücken, steckt stellenweise einiges an Komplexität dahinter. Die baut zwar zum Ende des Albums hin etwas ab, aber auch „Man With Misery“ und „Moon Of My Nights“, die letzten beiden Songs des Albums, kann man sich noch sehr gut anhören. Bei „Moon Of My Nights“ wird endgültig der letzte Gesangsstil des Children Of Bodom Sängers kopiert, der noch nicht kopiert wurde. Einerseits schade, andererseits sehr erfrischend, daß die Band doch noch in jedem Lied mit etwas Neuem überraschen kann. Ich hätte nur wirklich gern noch mehr der schön abgefahrenen Gitarrensoli gehört. Aber man sollte froh sein, daß es überhaupt mal wieder eine Band schafft, über ihre „Genreschatten“ zu springen.
Was die Scheibe leider etwas nach unten zieht, ist das trotz sehr kreativer Einlagen doch fast immer gleiche Schema der Songs. So sitzt das Album irgendwie immer zwischen den Stühlen. Nie progressiv genug, aber auch nie zu normal. Cleanen Gesang, der manchmal sehr gut zu der Musik passen würde, hört man leider viel zu selten. Und manchmal kommen mir doch zu viele Standardriffs hintereinander, aber glücklicherweise nie so lang, daß die Begeisterung des letzten Innovationsschub verfliegen kann. Spielerisch klingt das Album immer leicht und locker. Nie verkrampft, gezwungen oder holperig, was bei dieser Musik ja schnell den Spaß verderben könnte. Die Bewertung fällt mir wirklich schwer, denn das Album zählt zweifelsohne zu den besseren Veröffentlichung der letzten Zeit. Kauft die Scheibe, diese Band hat’s verdient.

(Manuel)

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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