Bereits seit sieben Jahren existiert das Doom-Quartett KALIBOS aus der deutschen Landeshauptstadt nun schon, doch erst jetzt hat sich die Formation an eine erste Studioveröffentlichung herangewagt. In Form einer selbstbetitelten Vier-Song-EP beweisen die Doomster, dass sie ein echter Geheimtipp sind.
Einen Innovationspreis gewinnen die Jungs mit ihrer Musik zwar nicht, doch erweckt das hier Gebotene den Eindruck, dass sie voll und ganz hinter dem stehen, was sie tun. Roh und unpoliert zocken sich die Berliner durch ihre Songs, die sich irgendwo zwischen alten Doom-Meistern wie Black Sabbath oder Pentagram, „neuen“ Doom-Ikonen wie Candlemass oder Cathedral und sludgig angehauchten Bands wie High On Fire oder EyeHateGod platzieren. Heldenverehrung mit eigener Duftmarke sozusagen. Dabei kauft man den Musikern ihre Liebe zu dieser Art von Musik jederzeit voll und ganz ab. Das wirkt authentisch und macht beim Zuhören wirklich Spaß.
Die Songs selbst sind genretypisch lang ausgefallen. Der kürzeste Track kommt mit fast fünfeinhalb Minuten über die Zielgerade, der längste mit beinahe elf. „Warchild“ eröffnet die Scheibe als zäher, boshaft stampfender Lava-Klumpen der alten Schule. Zwar scheuen sich KALIBOS in den drei noch folgenden Songs nicht, das Gaspedal auch streckenweise mal etwas mehr durchzudrücken, doch im großen und ganzen behält die Band die vorgegebene Marschrichtung bei.
Die ruhigen Parts von „Bronchitis Letalis“ und „Black Sails“ offenbaren allerdings die größte Schwäche des vorliegenden Werks: Den Clean-Gesang. Es ist nicht einmal die Tatsache, dass die Melodien hier etwas einfallsreicher und mitreißender hätten ausfallen müssen, um zu überzeugen und einen cleanen Gesangspart überhaupt zu rechtfertigen, die am meisten stört. Was zuweilen zu einem leichten Stirnrunzeln führt, ist, dass Sänger Markus Morgenstern selbst bei so simpel gestrickten Melodien hörbare Intonationsprobleme hat. Andererseits ist es schon fast wieder sympathisch in Zeiten von ProTools und AutoTune Mut zur Imperfektion zu beweisen.
Doom-Fans dürfen hier also bedenkenlos zugreifen und den Newcomern von KALIBOS eine Chance geben. Und noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Live sind KALIBOS eine echte Wucht. Davon durfte ich mich auf dem Sticky Fingers Festival selbst überzeugen. Wenn die Berliner also mal in eurer Gegend spielen: Ansehen!
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