Review Kain – Seele

  • Label: MDD
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

Die nach dem biblischen Brudermörder benannte Band KAIN legt mit „Seele“ ihr nunmehr drittes Album vor, das den zuvor beschrittenen Weg konsequent weitergeht. Darauf wird eine Mischung aus Death und Black Metal zelebriert, wobei das Hauptaugenmerk von „Seele“ überwiegend auf dem schwarzmetallischen Anteil liegt. Die Band selbst bezeichnet die eigene Musik als „Deathened Black Metal“, was tatsächlich eine treffende Formulierung ist. Solche Wortschöpfungen erwecken oft den Anschein musikalischer Neuartigkeit, was hier jedoch eher nicht der Fall ist.

Zu Beginn des ersten Tracks „Agonie“ vernimmt man schweres Atmen, dann setzt anfangs in noch eher langsamem Tempo die Musik ein, die jedoch immer mehr an Geschwindigkeit zulegt. Schließlich findet man sich inmitten kratziger Screams, rauschendem Black-Metal-Riffing und treibender Double-Bass-Drums wieder. Erstere sind weitgehend gut verständlich und werden hin und wieder von im Hintergrund gehaltenen Death-Growls unterstützt, die man jedoch zwecks größerer Vielfalt ruhig etwas mehr in Vordergrund rücken hätte können. So sind die Vocals leider etwas eintönig, auch wenn sie an sich gut klingen.
Das Gitarrenspiel ist leider von einer ähnlichen Monotonie befallen, es bleibt nur wenig in den Gehörgängen hängen. Am ehesten wird dieses Manko in den spärlich gesäten ruhigeren Momenten überwunden, ebenso im Gegenzug in den besonders wütenden Passagen mit Blast-Beats (als Beispiel seien hier das rasende „Trotz“ und die vereinzelt eher leisen Teile von „Verbranntes Fleisch“ genannt). Die Blast-Beat-Ausbrüche finden jedoch leider nicht allzu oft ihren Platz in den Kompositionen, es überwiegt das bereits erwähnte Double-Bass-Drumming. Das Schlagzeug überzeugt insgesamt aber noch eher als die Gitarren. Ergänzt wird das Klangbild durch Background-Synths, die die gewollte Atmosphäre aber nicht einzufangen vermögen und stellenweise sogar etwas fehl am Platze wirken.
Die Songs sind zwischen fünf und neun Minuten lang, das Album an sich läuft knapp eine Stunde. Zwar wird in dieser Zeit mehrmals zwischen laut und leise gewechselt, doch innerhalb dieser voneinander abgetrennten Abschnitte findet sich eher wenig Variation, meist wird ein bestimmtes Tempo für längere Zeit beibehalten. Durch diese fehlende Abwechslung büßt die Platte Eingängigkeit und auch Wiedererkennungswert ein, obwohl sozusagen fast alles da ist, was man für ein gutes Extreme-Metal-Album braucht. Immerhin ist „Seele“ richtig schön heavy und man merkt, dass die dahinterstehenden Musiker ihre Instrumente gut beherrschen. Man hätte lediglich etwas kreativer vorgehen können. Die Texte sind ziemlich genretypisch, also auf eine leidende Weise destruktiv, aber sogar recht gut formuliert. Daran gibt es also kaum etwas auszusetzen, auch wenn die Texte allein die Kritikpunkte an der Musik nicht kompensieren können.

Insgesamt ist „Seele“ demnach unglücklicherweise ein eher ernüchterndes Werk. Es wird wenig Neues oder Imponierendes geboten, man bekommt öfters das Gefühl, dass es in diesem Genre-Umfeld Besseres gibt. Hierbei hätte man sich beispielsweise „Niederkunfft“ von Helrunar als Vorbild nehmen können, das ist zwar nicht ganz so heavy, aber einprägsamer, abwechslungsreicher und atmosphärischer. Die Jungs von KAIN könnten aber genug Potential haben, um diese Fehler auszumerzen und dadurch beim nächsten Versuch mehr zu überzeugen. Denn passabel ist ihre Musik schon.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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