Review Kadavar – Rough Times

Nachdem KADAVAR 2015 das inzwischen legendäre Album „Berlin“ veröffentlicht hatten, waren auch die letzten kritischen Stimmen von der großen Klasse des Trios um Fronter Lupus überzeugt. Zu mitreißend und abwechslungsreich war das Songwriting. Zu stimmig war der Charme dieser Platte. Man denke nur an Überriffs der Marke „Lord Of The Sky“ oder „Last Living Dinosaur“, die sich auch live als absolute Stimmungsgaranten erwiesen haben. Die Messlatte für ein neues Album lag also enorm hoch.

Bereits das Artwork überzeugt erneut. Eine stimmige Collage, die laut der Band die Stimmung der Platte wiedergeben soll. Ein absolutes Highlight sind die Fotos im Booklet. Psychedelische Farben und eine Truppe mit viel Humor und Selbstironie, zwingender Kaufgrund der physischen Variante!

Das Album startet auch gleich mit dem Titelsong und der ist ein absolut fettes Brett! Sowas hat man von den Jungs bis dato noch nie gehört. Ein schweres malmendes Riff walzt sich durch den Song, der Bass röhrt, als ob er durch eine ganze Wand von Verstärkern gejagt wurde und Tiger prügelt auf sein Schlagzeug ein, als gäbe es kein Morgen. Eine leicht psychedelische Melodielinie liegt auf den schweren Riffs und verleiht dem Song etwas Abgehobenes, trotz der massiven Härte.

Ein perfekter Einstieg in dieses Werk, das (man mag es kaum glauben) gleich beim nächsten Song noch eine Tonne schwere Riffs draufpackt. „Into The Wormhole“ wurde bereits vorab veröffentlicht und sorgte bei den Fans für offene Münder. Ein schweres doomiges Riff, wie es auch Black Sabbath nicht besser hätten schreiben können, dominiert diesen langsamen Stampfer. Lupus‘ Stimme hat ordentlich Hall drauf und macht diesen Song zu einem regelrechten Acid-Trip. Großes Kino!

„Die Baby Die“ mindert den Härtegrad wieder und ist ein recht typischer KADAVAR-Song mit mitreißendem Refrain und herrlich trashigem Videoclip, unbedingt ansehen. Die Auflockerung durch diesen Song ist lediglich die Ruhe vor dem Sturm. Besonders „Tribulation Nation“ packt einen sofort, eine spannende Symbiose aus spacig-psychedelischen Synthiesounds und fetten Doom-Riffs machen diesen Song zu etwas Neuem und bis dato von KADAVAR noch nicht Gehörtem.

„The Lost Child“ wird häufig als klassische Hippie-Nummer beschrieben und tatsächlich passt der Song gut in die Zeit von Love, Peace & Rock ’n‘ Roll. Eine entspannte Nummer, die aber nicht an die Qualität der bisherigen Songs heranreicht. Auch  „You Found The Best In Me“ ist gefällig, aber im Vergleich etwas weniger packend. Wobei hier angemerkt sein muss, dass es sich um Kritik auf höchstem Niveau handelt. Viele Bands würden für Songs wie diese töten. Mit dem Abschluss-Track wird es noch einmal spannend. „A L’ombre Du Temps“ ist nämlich kein Song im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Klanglandschaft, zu der Basser Dragon ein französisches Gedicht rezitiert. Ungewohnt, aber doch ziemlich gut.

Die Ankündigung von Lupus, dass mit dieser Platte die ganze Wut und Frustration über das momentane Weltgeschehen verarbeitet werden soll, erscheint nun mehr als plausibel. Mit „Rough Times“ erweitern KADAVAR ihren Klangkosmos und untermauern ihren Status als Deutschlands führende Band im Vintage-Sektor. Wer eine ordentliche Portion Doom und Härte in seinem Vintage-Rock mag, sollte hier unbedingt zugreifen! Fans sowieso.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert