Review Judas Priest – Redeemer Of Souls

  • Label: Sony
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Heavy Metal

Als PRIEST-Fan hatte man es die letzten Jahre wahrlich nicht leicht und musste die eine oder andere bittere Pille schlucken. Das fing bereits Anfang der 90er mit dem Ausstieg von Sänger und „Metal-God“ Rob Halford an, woraus die zwei Ripper-Alben „Jugulator“ und „Demolition“ resultierten, die nicht mehr viel mit dem eigentlichen Stil der Metal-Legende zu tun hatten. Dies merkten die Briten selber auch, also kehrte Halford 2003 unter Jubelrufen der Fans wieder zurück. Das 2005er Comeback-Album „Angel Of Retribution“ war dann zwar wieder eine JUDAS PRIEST-Platte mit dem richtigen Sänger am Mikro, aber musikalisch gesehen erstaunlich uninspiriert und mit nur wenigen Highlights gespickt, welche sich jedoch im Langzeittest nicht mit alten Glanztaten messen lassen konnten. Den vorläufigen Tiefpunkt erreichten die Herren dann 2008 mit ihrem Konzeptalbum „Nostradamus“ – ein stinklangweiliges, lasches Songwriting, zu viele missglückte Experimente und dazu noch eine Gesangsleistung von Rob, die man wohl als die lustloseste seiner Karriere beschreiben könnte.

Auch live ließen die Jungs zuweilen immer mehr nach, man musste sich Sorgen um Robs Gesundheitszustand machen, der an manchen Tagen auf der Bühne keine zwei Schritte mehr machen konnte oder permanent am Teleprompter hing. Die folgende Bekanntgabe einer Abschiedstour unterstützte diesen Eindruck nur noch. Der langjährige Fan trug seine geliebte Band in Gedanken schon unrühmlich zu Grabe. Doch was danach folgte, war für viele Fans fast schon schlimmer: JUDAS PRIEST wollten nun doch noch weitermachen, ein weiteres Album sollte kommen, dies aber ohne K.K. Downing, dessen Abgang zusätzlich einen langen Rattenschwanz nach sich zog. Ersetzt wurde er durch den jungen Richie Faulkner, was die Abgesänge mancher Fans nur noch lauter werden ließ. Das angekündigte Album „Redeemer Of Souls“ geriet da fast schon zur Nebensache und ein erster Blick auf die Tracklist (13 Songs + fünf Bonustracks) ließ schon Schlimmes im Sinne von „Nostradamus“ vermuten. Seit dem 11.07.2014 liegt die neue Scheibe nun also in jedem gut sortierten Plattenladen und muss sich nach dieser langen Vorgeschichte, deren Abhandlung auch in diesem Review nötig erschien, nun also sämtlichen Kritikern und Fans stellen.

Und nach mehreren Durchgängen kann man eines sehr überraschend festhalten und voller Genugtuung heraustrompeten: JUDAS PRIEST are back! „Redeemer Of Souls“ ist genau das Album geworden, was man von der Band zu diesem Zeitpunkt ihrer Karriere erwarten kann und auch sollte. Keine nervtötenden Zwischenspiele mehr, keine zahnlosen Rock-Songs und vor allem keine Versuche mehr, ein zweites „Painkiller“ abzuliefern – das hier ist ist feinster traditioneller 80er Metal im Stile der Erfolgsscheiben „British Steel“, „Screaming For Vengeance“ oder „Defenders Of The Faith“, wie ihn eben nur JUDAS PRIEST zelebrieren können und wie man ihn von den Herren schon viel zu lange nicht mehr gehört hat. Die Songs klingen frisch und verspielt, was man eventuell auf Richie Faulkner zurückführen kann, welcher laut Booklet ebenfalls am Songwriting beteiligt war. Neben eher typischen PRIEST-Songs wie dem Opener „Dragonaut“, „Metalizer“, „Hell & Back“, „Battle Cry“ oder dem Titeltrack, welche allesamt besser und origineller klingen als noch auf den Alben zuvor, servieren uns Rob & Co. auch die eine oder andere abwechslungsreichere Perle. Zu nennen wäre hier beispielsweise „Halls Of Valhalla“ (was ein Intro!), bei dem das Gitarrenduo einfach alles in Grund und Boden rifft und soliert. Oder das überraschend lockere, fast schon jamartige „Sword Of Damocles“ mit seinen herrlichen Twinleads.

Die absoluten Höhepunkte sind jedoch vor allem „Down In Flames“, welches mit seiner einfachen Struktur und Leichtigkeit genauso gut aus den 80ern stammen könnte, sowie die Ballade(!) „Beginning Of The End“, welche endlich mal wieder den Fokus auf Gefühl statt Pathos legt. Zusätzlich lohnt sich auf jeden Fall der Kauf der limitierten Digipack-Version, auf der man noch fünf weitere Songs vorfindet, die sich stilistisch alle an die erfolgreiche „British-Steel“-Phase anlehnen, als die Band sehr einfache, melodische Hits zu Tage gefördert hat. Da fallen die eher wenigen guten Songs auf dem regulären Album („March Of The Damned“, „Cold Blooded“, „Secrets Of The Dead“) weniger stark ins Gewicht.

Ein Wort muss natürlich noch zu Rob Halford gesagt werden: Hut ab, alter Mann! Nach den schwachen Leistungen in letzter Zeit schafft es der „Metal-God“ (zumindest im Studio), eine sehr gute Performance abzuliefern. Das bedeutet, dass er sich zwar weiterhin in eher mittleren Tonlagen befindet und seine Screams noch deutlicher zurückgefahren hat, dafür aber in seinen Gesangslinien mehr variiert und teilweise richtig biestig klingt („Metalizer“, „Down In Flames“, „Halls Of Valhalla“). Auch Glenn Tipton soll an dieser Stelle lobend erwähnt werden. Wer in diesem Alter noch so viele unterschiedliche Ideen produziert und in diese unverwechselbaren Riffs ummünzt, hat zumindest meinen Respekt.

Langjährige Fans können sich auf die Quasi-Wiedergeburt ihrer Lieblinge freuen und letzten Skeptikern sei nach diesem Album wiederum gesagt: THE PRIEST IS BACK!

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Sebastian Ostendarp

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