Das Cover von "Invincible Shield" von Judas Priest.

Review Judas Priest – Invincible Shield

  • Label: Sony
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Heavy Metal

Ehe ihnen mit „Firepower“ eine Art Befreiungsschlag gelang, lief es für die britischen Heavy-Metal-Titanen JUDAS PRIEST nicht ganz rund: Nicht zuletzt, weil der ausgeschiedene Giarrist KK Downing nicht aufhören konnte, darüber zu reden, beschäftigte die Trennung von einem ihrer Gründungsmitglieder die Truppe länger als vermutlich gedacht. Als dann auch noch ihr zweiter Ur-Gitarrist Glenn Tipton aufgrund gesundheitlicher Probleme vom Tourleben Abstand nehmen und durch Andy Sneap ersetzt werden musste, stand die Authentizität der Band, die unter dem Namen JUDAS PRIEST firmierte, auf dem Prüfstand. „Firepower“ löste das Problem auf die denkbar beste Art und nun, sechs Jahre später, steht mit „Invincible Shield“ das nächste Album der britischen Genre-Urväter in den Startlöchern.

Nachdem „Firepower“ also alle Erwartungen übertroffen hat, dürften JUDAS PRIEST während der Arbeiten am Nachfolger einigen Erfolgsdruck gespürt haben. Wie sich bereits am Opener „Panic Attack“ zeigt, haben die Briten die einzig richtige Entscheidung getroffen und eine gänzlich andere Richtung eingeschlagen: Mit einem 80er-Jahre-Intro aus Synthies und Drumcomputer beginnt die Nummer weitaus verspielter als alles, was man auf dem Vorgänger hören konnte. Auch der erhebende Refrain und die sehr melodiösen Leadgitarren kommen zunächst unerwartet und zusammen mit dem trockenen Gesamtsound erinnert das Gebotene viel eher an „Ram It Down“ als an „Painkiller“. Wie gesagt ist das zunächst überraschend, aber auf keinen Fall schlecht.

Während JUDAS PRIEST auf „Firepower“ nämlich vor allem „Fan Service“ betrieben haben – was zum Erscheinungszeitpunkt der Platte auch unbedingt nötig war -, klingen sie auf „Invincible Shield“ um ein Vielfaches unbeschwerter. Das Ergebnis ist ein Album, das irgendwo in der Schnittmenge des Feelings von „Defenders Of The Faith“, der Aggression von „Painkiller“ und der melodiösen Verspieltheit von „Ram It Down“ mit einer Prise „Turbo“ rangiert: „The Serpent And The King“ etwa klingt mit seinem bockstarken Mainriff wie eine Mischung aus „Eat Me Alive“ und „Come And Get It“, der Titeltrack kokettiert mit „Freewheel Burning“ und „Gates Of Hell“ versprüht den Charme rockiger Nummern wie „Reckless“ oder „Hot For Love“.

Und warum ist das jetzt das Allerhöchste und nicht nur blatante Selbstkopie? Weil sich JUDAS PRIEST auf „Invincible Shield“ eben nicht kopieren, sondern erfolgreich das Feeling ihrer Hochphase reproduzieren – und dann auch noch intakt in die Gegenwart transportieren. Natürlich klingt das Mainriff von „As God Is My Witness“ nach „Leather Rebel“ und natürlich hat „Crown Of Horns“ was von „Out In The Cold“, aber die Nummern fühlen sich gleichzeitig auch wie moderne JUDAS-PRIEST-Songs an. Die Truppe hat für „Invincible Shield“ nicht ihre größten Hits noch einmal geschrieben, sondern großartige neue Songs, denen ein ähnlicher Vibe innewohnt. Und mit Stampfern wie „Trial By Fire“ oder dem abschließenden „Giants In The Sky“ gibt es ja auch noch ein paar Tracks, die gut auf „Firepower“ gepasst hätten.

„Firepower“ ist ein starkes Album, aber „Invincible Shield“ klingt noch mehr wie ein JUDAS-PRIEST-Original. Was auch immer die Truppe seit ihrer letzten Platte anders gemacht hat, das Ergebnis ist ein modernes, vielseitiges Werk, das doch den Geist der beliebtesten Veröffentlichungen dieser Band beschwört, ohne dabei nach Selbstkopie zu klingen. Selbst Richie Faulkner fügt sich inzwischen derart gut in den Bandsound ein, dass seine Soli auch auf die JUDAS-PRIEST-Platten der späten 80er gepasst hätten. Und dass Rob Halford 2024 noch derart gut bei Stimme ist, kommt sowieso einem kleinen Wunder gleich. Es war schon eine Überraschung, dass JUDAS PRIEST nach den Unwägbarkeiten der letzten Jahre mit einem so gelungenen Album wie „Firepower“ zurückkehren konnten – aber dass sie sich mit „Invincible Shield“ noch steigern, ist schlicht sensationell.

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Wertung: 9 / 10

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6 Kommentare zu “Judas Priest – Invincible Shield

  1. Was Iron Maiden nicht geschafft hat, nämlich ihren alten Sound in die neue Zeit zu transportieren, ist den Metal Göttern Judas Priest mit den letzten beiden Alben vortrefflich gelungen. Das neue Album ist wie eine 80er Frischzellenkur.Für mich ist der Jahresanfang was Neu erscheinungen angeht ( Judas Priest, Saxon, Bruce Dickinson) wie Ostern, Nikolaus und Weihnachten an einem Tag.

  2. Absolut geilo, wie sie Achtziger-Vibes transportieren und dennoch Moderne reinbringen. Jeder Song hat sein Highlight, der Titeltrack ist 15/10, meine Güte, dass die sowas nochmal machen, freu mich aufs Konzert in Berlin ;)

  3. Priest ist die grösste Metal Band der Geschichte
    Rob Halford der Metal God persönlich
    Keine andere Heavy Band hat soviele Hymnen und Alben für die Ewigkeit gemacht.
    Es ist für eine eine Ehre seit über 40 Jahren dabei sein zu dürfen
    Priest sind lebende Legenden

  4. Das Album ist der absolute Wahnsinn ! Hier wird unfassbar geil abgeliefert 🤩! Freue mich tierisch auf das Konzert Ende März, wobei mir trotz der Genialität des Richie Faulkner, ein Glenn Tipton sehr fehlen wird 😢.

  5. Bin seit 1979 Judas Priest Fan und deshalb nur bedingt objektiv, aber dieses Album übertrifft alles. Habe es jetzt ein paar mal gehört und ich könnte noch nicht einmal sagen, welches Lied mir am Besten gefällt…. Einfach Hammer…

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