Geht es um Cover-Alben, bringt der norwegische Sänger Jorn Lande bereits einige Erfahrung mit, schließlich setzte der Mann seinem großen Vorbild Ronnie James Dio anhand eines Tribute-Albums bereits vor einigen Jahren mit seiner Band JORN ein lautstarkes Denkmal. Mit „Heavy Rock Radio“ wagt der Norweger einen weiteren Tribute-Anlauf, wobei er sich diesmal munter durch die sonstige Rock- und Pop-Geschichte covert.
Der Titel „Heavy Rock Radio“ ist im Falle des neuesten JORN-Albums Programm, denn der Norweger hat sich hier allerhand radiotaugliche Rocksongs zur Brust genommen und sie mit seinem charakteristischen Heavy Rock-Sound aufgemotzt. Das funktioniert schon im eröffnenden „I Know There’s Something Going On“ – im Original von Abba-Mitglied Anni-Frid Lygstad – das hier zu einem behäbigen Stampfer mit Dio-Flair wird, ganz hervorragend und auch Songs wie „Running Up That Hill“ von Kate Bush oder die Foreigner-Nummer „Rev On The Redline“ funktionieren im JORN-Gewandt überraschend gut.
Es zeigt sich von vornherein, dass JORN gemäß ihres bekannten Sounds auch bei „Heavy Rock Radio“ vornehmlich auf Midtempo setzen, wobei die Nummern auf „Heavy Rock Radio“ vor allem durch entsprechend fette Riffs verrockt werden. Während die genannten Songs durch die metallene Verarbeitung durchaus von einer anderen Seite gezeigt werden, bleiben andere Nummern wie etwa der Journey-Heuler „Don’t Stop Believing“ sowie das hier grandios umgesetzte „Killer Queen“ von Queen weithin unverändert. Am drastischsten wurde vermutlich die Eagles-Nummer „Hotel California“ umgekrempelt, wobei die muskulöse Instrumentierung zu einem im Original eher filigranen Song wohl nicht ganz so gut passt.
Insgesamt ist es zu begrüßen, dass JORN sich hier in erster Linie Liedgut vorgenommen haben, dass nicht schon x-mal von anderen Bands durchgenudelt wurde und selbst das im Original auf sämtlichen Radiowellen bereits totgespielte „You’re The Voice“ (John Farnham) mach als Hard Rock-Hymne großen Spaß. Dass Jorn Lande als bekennender Dio- und Deep-Purple-Fanatiker auch wieder zwei Nummern seiner größten Vorbilder mit auf „Heavy Rock Radio“ packen würde, war abzusehen, allerdings fallen Allerwelts-Cover wie „Stormbringer“ oder das hier obendrein nicht gerade geschmackvoll umgesetzte „Rainbow In The Dark“ im Vergleich zu den übrigen, weitaus weniger vorhersehbaren Songs auf dieser Platte eher unspektakulär aus.
Besonderen Respekt verdienen die Herren hingegen für ihre Version des Iron-Maiden-Songs „The Final Frontier“: Erstens ist es ungewöhnlich, dass jemand das neuere Schaffen der eisernen Jungfrauen covern möchte und hier beweisen JORN eine Menge Mut und zweitens steht die Nummer ganz im Zeichen des Titels „Heavy Rock Radio“, denn in der hier gebotenen Version offenbart der Song ungeahnte Radio-Qualitäten. Musikalisch kann man JORN im Hinblick auf „Heavy Rock Radio“ keinen Vorwurf machen, denn bis auf ein oder zwei Fehltritte integrieren die Norweger hier ein paar der größten Songs der populäreren Rockgeschichte gekonnt in ihren Sound, ohne dabei den Geist der jeweiligen Nummer mit Füßen zu treten. Könnte man schlechter machen.
Letztendlich könnte man jede Rezension eines Cover-Albums mit den gleichen Worten abschließen: Über Sinn und Unsinn einer solchen Veröffentlichung entscheidet vornehmlich der persönliche Geschmack. Wer kein Problem damit hat, dass sich JORN hier zum wiederholten Male mit fremden Federn schmücken, erhält ein kurzweiliges und – oh Wunder – radiotaugliches Hard Rock Album, auf dem sich die Norweger etliche Songs vorgenommen haben, die zumindest in der metallenen Welt sonst eher selten zu Ehren kommen.
Keine Wertung