Mit eindringlich-starren Augen hinter einer Gasmaske blickt einen die Dame auf JOHNNY DEATHSHADOWs Debütalbum „Bleed With Me“ an. Musikalisch bewegt sich die Hamburger im Bereich des modernen Industrial-Gothic-Metal und soll an die Arbeiten von Rob Zombie, Ministry, Pain oder Combichrist erinnern. Doch wie schlägt sich die einstige Horror-Punk-Band in diesen Gefilden, die sie bereits mit der EP „Blood & Bones“ andeuteten?
Nach einem gesprochenen 30-sekündigem Intro, das zum Ende deutlich das Tempo anzieht, erwartet man den großen Knall, diesen einen Aha-Moment, der ein Album direkt vom ersten Song an anziehend und fesselnd macht. Leider bleibt einem dieser hoffnungsvolle Moment mit dem Opener „Shadow“ verwehrt: Austauschbarer Gesang trifft auf unspektakuläre Musikuntermalung, die zumindest den Industrial-Metal-Anteil deutlich zeigt. Der folgende Titeltrack „Bleed With Me“ hätte an dieser Stelle eine deutliche bessere Figur gemacht. Vor allem die schneidenden Gitarren in den Strophen und die, als Bridge eingesetzten, brachialen Riffs versprühen deutlich mehr Enthusiasmus und Durchschlagkraft. Dazu bringt die Mischung aus rapähnlichen Parts, clean gesungenen Anteilen und einigen Growls einige Abwechslung. So hantieren JOHNNY DEATHSHADOW u.a. mit Kraftwerk-Elementen („Kill The Lights“) oder erinnern an Crematory („Sleeper“).
Schnell wird klar, dass die Band deutlich besser aufgestellt ist, wenn sie auf die harten, an Death Metal angelehnten Vocals setzt. Dies verleiht den einzelnen Songs eine tiefgreifende Atmosphäre, die die klaren Gesangspassagen zu keinem Zeitpunkt erreichen können. Zu ideenlos und zu schwachbrüstig erscheinen diese Momente im Kontext zu den anderen Elementen. Das Schlagzeug hingegen bereichert die Musik von JOHNNY DEATHSHADOW hingegen deutlich. Auch wenn man sich größtenteils auf einfache und tanzbare Rhythmen eingeschossen hat, schafft es Sascha Meier dennoch den nötigen Driven zu bieten und ein solides Fundament für die hervorzuhebende Gitarrenarbeit zu bilden. Die angebotenen Riffs, Melodielinien und das Wechselspiel zwischen federführendem Instrument und Hintergrundaktivität zählen zu den prägnantesten und mitreißendsten Momenten dieses Debütalbums. Wünschenswert für das Gesamtbild wäre dennoch eine deutlichere Herausarbeitung der elektronischen Elemente, die hier und da aufblitzen, aber für ein Industrial-Metal-Album oftmals zu kurz kommen. Einige Momentaufnahmen von „Apocalypse Trigger“ zeigen auf, welche Möglichkeiten dieser Ansatz bieten würde, wenn man ihn konsequenter verfolgt hätte.
JOHNNY DEATHSHADOW haben mit „Bleed With Me“ ein Erstwerk erschaffen, das sich zwar deutlich im Genrekontext ansiedelt, aber dennoch mit einigen Mängeln zu kämpfen hat. Wenn die Band vom klaren Gesang in Zukunft weiter Abstand nimmt und die aggressiven Growls ausarbeitet, sowie die Electro-Elemente vermehrt einbinden kann und eingängige Refrains schreibt, dann könnten sie einen durchaus respektablen Stellenwert bei der Anhängerschaft dieses Genres erreichen. So reicht es leider nur für ein durchschnittliches Album mit einigen guten Momenten.
Wertung: 5.5 / 10