Wenn man an Country Rock denkt, fällt einem ein Name unweigerlich ein: Johnny Cash. Zweifellos ein Meister seines Faches, der dem Stil sicher maßgebliche Impulse gab. Selbiges kann man aber auch von JOHN DENVER behaupten, welcher sich zwar der gleichen Spielart widmete, seiner Musik jedoch eine ganz eigene Ausdrucksweise verlieh, welche sich in einer nie dagewesenen Heimatliebe bzw. –sehnsucht manifestiert. Auch wenn John Deutschendorf (den Namen änderte er businesswirksam zu Beginn seiner Karriere) 1997 bei einem Flugzeugabsturz um Lebens kam, lebt seine Musik weiter.
Garant dafür sind die Fülle vonm hochklassigen, hochemotionalen Songs, die sich unter anderem auf dieser Best-Of wiederfinden. Das Schaffen DENVERs auf seinen wohl bekanntesten Song „Take Me Home Country Roads“ zu reduzieren, wäre indes völlig falsch. Natürlich kennt jeder Pfadfinder und jeder zweite Nicht-Pfadfinder diesen Lagerfeuergassenhauer – erst recht, seit der Song durch eine nervig-technoide Coverversion entstellt wurde – aber DENVER hat noch viel mehr zu bieten. Da wäre zum Beispiel das zum Sterben schöne „Starwood In Aspen“, welches einen die Schönheit und Einsamkeit der Rocky Mountains förmlich spüren lässt. O süßes Paradies! nur Stimme und Gitarre bringen Dich nah. Wie bei so vielen Künstlern ist es nicht überraschend, dass gerade dieser Song aus der frühen Schaffensperiode stammt. Bis auf das phantastische Duett mit Placido Domingo –„Perhaps Love“ – aus dem Jahr 1981 sind die wirklich besten der guten Lieder alle von Beginn der 70er Jahre. „Annie`s Song“, ein wunderbares Liebeslied, ebenso wie „Follow Me“, man schmilzt völlig kitschfrei dahin, aber es geht auch anders. So werden die Gefühle bei „Rocky Mountain High“ richtiggehend herausgebrüllt und auch „I`d Rather Be A Cowboy“ ist auch im metallischen Sinn als durchaus hart zu bezeichnen. Musikalisch ist also alles im Lot, lyrisch zeigen sich natürlich schon beim Betrachten der Trackliste Schwächen. Für uns Alteuropäer ist es vielleicht auch etwas viel verlangt, in jeder Zeile den heimischen Weiher oder den Förderturm hinter dem Haus zu ehren, aber die thematische Eingeschränktheit ist phasenweise frappierend. Berge, Liebe und die Liebe zu den Bergen sind die dominierenden, die einzigen Inhalte. Nun ja, bei der gebotenen Qualität der Songs kann man das sicher verschmerzen, das angesprochene „Perhaps Love“ kann mühelos den härtesten Eisberg auftauen, nicht nur das Duett mit Startenor Domingo, sondern vor allem die ergreifend einfache Violinenmelodie jagt die Schmetterlinge durch den Bauch.
JOHN DENVER muss man als Metalfreund wohl nicht unbedingt kennen – auch wenn er über 500 Millionen CDs verkaufte (übrigens: Kommerz, ok) – man sollte es aber, so ist jedenfalls mein Rat. Musik für die ruhigen Stunden sucht man ja oft vergebens und wenn man sie findet, ist sie meistens nicht authentisch und frei von Kitsch. Hier kann man sich aber beruhigt zurücklehnen und die Reise in eine fremde Welt antreten.
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