Während Regisseur Gary Ross, verantwortlich für Teil 1, aus Zeitgründen seinen Posten an Francis Lawrence abgab, blieben die Hauptdarsteller Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Woody Harrelson und Liam Hemsworth der Filmreihe „Die Tribute von Panem“ treu. Auch JAMES NEWTON HOWARD kehrte dem Projekt nicht den Rücken zu und zeichnet sich auch für den zweiten Score der erfolgreichen Buchtrilogie verantwortlich. Doch kann er die Mängel des ersten Teils ausmerzen oder werden sie auf „Catching Fire“ fortgeführt?
Die Antwort ist relativ eindeutig: Er konnte die Abstriche seiner ersten Auftragsarbeit deutlich verbessern. Dem Komponisten spielt es da natürlich in die Hände, dass Filmemacher Lawrence einen facettenreichen Film erschaffen hat, der mehr Platz für musikalische Untermalung bietet als sein Vorgänger. Somit präsentiert Howard hier insgesamt 29 Stücke in 75 Minuten und setzt dabei abermals ausschließlich auf instrumentale Orchesterarrangements. Passend zu den Szenen wurden, je nach Länge, kurze Sequenzen erschaffen, aber auch deutlich mehr längere Stücke als sie der erste Teil zu bieten hatte. Diese Herangehensweise bei „The Tour“, „Peacekeepers“, „The Fog“ oder „Monkey Mutts“ begeistert auf voller Linie, da die vorliegenden Filmszenen nahezu perfekt umgesetzt wurden. Zwischen brachial-bedrohlichen Elementen und zerbrechlich-schönen Momenten wird der durchlebte Wahnsinn einer dytopischen Geschichte reizvoll in Szene gesetzt. Dieses Plus an ausschweifenden Kompsitionen lässt auch die minimalistischeren Intermezzi in einem besseren Licht erscheinen und passt sich entsprechend dem Bildmaterial an. Als Beispiele für diese kurzen Einwürfe seien „Waltz In A (Op. 39, No. 15)“ genannt, wenn Katniss Everdeen zum ersten Mal auf den neuen Spielmacher Plutarch Heavensbee, verkörpert von Philip Seymour Hofman, trifft, das ursprünglich von Johannes Brahms stammt. Oder „Introducing The Tributes“, als Katniss und Peeta erstmalig die ehemaligen Sieger und Tribute zu Gesicht bekommen, denen sie später in der Arena gegenüberstehen werden. Natürlich auch das höchst eingängige „Horn Of Plenty“, das bereits aus der ersten Veröffentlichung bekannt ist, nicht fehlen.
JAMES NEWTON HOWARD macht auf „The Hunger Games: Catching Fire“ einen großen Sprung nach vorne und kann im Vergleich zu „The Hunger Games“ mit ausgereifteren Kompositionen und einem verbesserten Zusammenspiel der einzelnen Stücke überzeugen. Auch die musikalische Umsetzung in Bezug auf die Vorlage in Filmform und die Verknüpfung zu den einzelnen Szenen funktioniert bei Teil 2 weitaus besser. Dennoch bleiben Score-Releases und klassische Musik in dieser Form weiterhin ein Genre für eine kleine Nische von Kinofanatikern oder Freunde der Klassik und können somit durchaus als Special Interest bezeichnet werden. Aus diesem Grund reicht es nicht für die Höchstnote, aber dennoch ist „Catching Fire“ ein qualitativ hervorragendes und in sich schlüssiges Werk vertonter Filmkunst.
Wertung: 8 / 10