1983 von Tyrant in JAG PANZER umbenannt ist die Band um Sänger Harry Conklin eine der ältesten (fast) durchgängig aktiven US-Metal-Formationen. Für ihr zwölftes Album hat sich die Truppe aus Colorado, die übrigens noch immer zu vier Fünfteln aus ihrer Besetzung von 1987 besteht, ein ambitioniertes Ziel gesetzt: JAG PANZER erzählen auf „The Hallowed“ nicht nur eine düstere Endzeit-Story, sondern schickten dem Konzeptalbum auch noch ein Comicbuch voraus, das einen anderen Aspekt der gleichen Geschichte beleuchtet. An solch einem multimedialen Gesamtkunstwerk haben sich auch schon andere Bands versucht und sind zumeist gescheitert, weshalb Fans von JAG PANZER angesichts dieser Ausgangslage zurecht skeptisch sein könnten.
Zum Glück kommt es aber oftmals anders, als man befürchten möchte und JAG PANZER wissen mit ihrer Herangehensweise an die Gattung Konzeptalbum durchweg positiv zu überraschen: Abgesehen von unerwartet stimmigen und erfreulicherweise überhaupt nicht peinlichen Erzählpassagen zu Beginn der Songs fällt es nämlich gar nicht weiter auf, dass die Truppe hier einen fortlaufenden Handlungsfaden spinnt. JAG PANZER spielen auf „The Hallowed“ wie gewohnt kraftvollen US-Metal, der treibende Riffs mit nicht selten pathoslastigen Refrains und erhabenen Melodien vereint. Somit könnte jeder dieser Songs auch für sich allein oder im Kontext eines anderen Albums der Band stehen und das ist so ziemlich das Beste, was man über ein Konzeptwerk sagen kann.
Besagte Songs sind obendrein durch die Bank gelungen. „Bound As One“ und „Dark Descent“ sind typische JAG-PANZER-Songs aus der jüngeren Schaffensphase, die sämtliche der gerade genannten Merkmale in sich vereinen. In Nummern wie „Prey“ oder „Stronger Than You Know“ wird es sogar überraschend old school, was an die ruppigen Anfänge zu Zeiten von „Ample Destruction“ erinnert und in pathosschwangeren Hymnen wie dem an Iron Maiden angelehnten „Ties That Bind“ sowie „Weather The Storm“ verneigt sich die Band vor ihren britischen Vorbildern. Das alles kennt man von JAG PANZER, es macht aber auch immer wieder Spaß – insbesondere, weil sich Frontmann Harry Conklin auf „The Hallowed“ in stimmlicher Höchstform präsentiert.
Wollte man Kritik üben, man könnte vor allem zwei Punkte herausgreifen: Zum einen nimmt die angesprochene Theatralik ab und an überhand – vor allem in den Refrains bewegt sich der Schunkelpathos von vornherein gefährlich nah am Kitsch und bisweilen rutschen JAG PANZER ein wenig zu sehr ins plakativ Andächtige ab. Zum anderen fällt der Sound der Platte gemessen an ihrem hohen Energielevel leider extrem schwach aus. Wenngleich „The Hallowed“ von einem Schwergewicht wie Maor Appelbaum (u. a. Armored Saint, Halford, Sabaton) gemastert wurde, klingen vor allem Schlagzeug und Gitarren ungewohnt dünn und der Gesang steht zu weit im Vordergrund. Daran kann man sich gewöhnen, aber ein großartiges Album wie dieses hätte ein ebenso hochwertiges Klanggewand verdient.
JAG PANZER ist mit „The Hallowed“ das scheinbar Unmögliche gelungen, denn die Band liefert hier ein Konzeptalbum ab, bei dem die Handlung der Musik zu keiner Zeit im Wege steht. Ganz im Gegenteil sogar, die Truppe hat eines ihrer stärksten Alben eingespielt, denn Harry Conklin und seine Mannschaft überzeugen darauf mit durchweg starken und mitreißenden Songs, die mit viel Abwechslung und intelligenten Spannungsbögen stets erfrischend kurzweilig ausfallen. Wer JAG PANZER kennt, weiß, dass die Band immer wieder gerne mit dem Bombast (und Kitsch) kokettiert – das ist auf „The Hallowed“ nicht anders, wird zumeist aber gut in die energiegeladenen Songs integriert.
Wertung: 8.5 / 10