Wer sich auch nur entfernt mit Heavy Metal aus Deutschland beschäftigt, kommt an JADED HEART nicht vorbei: Seit 1994 aktiv hatte die Band lange Zeit hochkarätige Musiker wie Sänger Michael Bormann (u. a. Powerworld, Ex-Bloodbound) und Drummer Axel Kruse (Mad Max) in ihren Reihen und ist schon lange fester Bestandteil der internationalen Szene. Trotz steter Besetzungswechsel setzte die Truppe ihren Weg unter der Führung von Bassist Michael Müller stets unbeirrt fort und veröffentlichte in den vergangenen 28 Jahren mit unerschütterlicher Regelmäßigkeit neue Alben – da verwundert es kaum, dass exakt zwei Jahre nach „Stand Your Ground“ mit „Heart Attack“ ein neues JADED-HEART-Album in den Regalen steht.
Von ihren Anfängen als stark AOR-geprägte Hard-Rock-Band haben sich JADED HEART schon lange entfernt, denn der Sound der Band wurde über die Jahrzehnte immer härter – man könnte auch sagen, die Truppe ist mit der Zeit gegangen. So findet auch „Heart Attack“ mit dem von einem massiven Riff angetriebenen „Blood Red Skies“ einen druckvollen Einstieg, der dank seiner Kombination aus moderner Wucht mit traditionsbewusstem Songwriting an rockigere Primal Fear oder härtere Sinner denken lässt. Dieser Vergleich drängt sich im Verlauf der Platte immer wieder auf, nicht zuletzt auch in „Lady Spider“.
Die Eckdaten von „Heart Attack“ sind also schnell klar: moderne Wucht, traditionelles Songwriting und – das zeigt der Vergleich zu den genannten Bands – teutonische Prägung. Dank dieser Kombination sind JADED HEART für ihr neues Album eine Reihe an zeitlos guten Songs irgendwo zwischen Hard Rock und Heavy Metal gelungen, die sofort mitreißen. Gute Beispiele für den traditionsbewussteren Anteil der Platte finden sich etwa mit Nummern wie „Sweet Sensation“ oder „Bridges Are Burning“, die auch Formationen wie Victory gut zu Gesicht stehen würden. Doch auch wenn sie etwas moderner klingen, machen JADED HEART noch eine gute Figur: Zeitgemäße Nummern wie „Harvester Unknown“ oder „Descent“ kommen mit tonnenschwerem Groove daher und bilden in ihrer Düsternis ein schönes Gegengewicht zum Rest der Platte.
Auch aus technischer Sicht ist „Heart Attack“ ein weitgehend gelungenes Unterfangen. JADED HEART überzeugen auf dem Album von Anfang bis Ende mit edelsten Riffs – man höre hierzu vor allem den Titeltrack – und punkten obendrein mit starken Leadgitarren. Die fallen mitunter sogar derart beeindruckend aus, dass es auch nicht weiter auffällt, dass Insania-Gitarrist Niklas Dahlin (übrigens dort Bandkollege von Peter Östros) in „Right Now“ ein explosives Gastsolo beisteuert. Einzig die Produktion der Platte ist vielleicht ein bisschen zu viel des Guten, denn auf der Suche nach einem möglichst modernen, wuchtigen Klangbild ist der Sound für dieses Genre eine Ecke zu steril geraten.
Dass JADED HEART nicht in der ersten Liga deutscher Metalbands mitspielen, ergibt durchaus Sinn, denn nüchtern betrachtet ist ihre Musik doch eher gewöhnlich. Das soll aber auch gar nicht negativ behaftet sein, denn „Heart Attack“ zeigt einmal mehr, dass Spaß beim Hören nicht immer nur durch ein Übermaß an Innovation entsteht. Die deutsch-schwedische Band liefert hier elf ebenso harte wie eingängige Heavy-Metal-Hymnen teutonischer Prägung ab, die zwar nur wenige Überraschungen bereithalten, dank starkem Songwriting und viel Spielfreude aber sofort überzeugen. Was will man mehr? Eben.
Wertung: 7.5 / 10