Die Platte heißt „Don‘t Panic“, der Longtrack „42“ – die New Yorker Retro-Progger IZZ machen wirklich keinen Hehl daraus, dass ihr neues Studioalbum von „Per Anhalter durch die Galaxis“ inspiriert ist. Vier Jahre sind seit ihrem letzten Werk „Everlasting Instant“ vergangen. Die Zeit dazwischen nutzten Gitarrist Paul Bremner und Sängerin Laura Meade für zwei sehr schöne Soloalben („The Witness“ und „Remedium“), auf denen auch viele ihrer Bandkollegen zu hören sind. Außerdem brachten IZZ „Ampersand Vol. II“ heraus, eine Sammlung von Songs, die es auf keine reguläre CD geschafft haben.
Nun also eine Art Konzeptalbum zu Douglas Adams‘ kuriosem Sci-Fi-Roman. Der größte Kritikpunkt: Wer erwartet, dass die neue Scheibe der Amerikaner ähnlich locker und humoristisch ist wie die literarische Vorlage, wird bitter enttäuscht. IZZ waren schon immer eine eher ernste Band und das ändert sich auch 2019 nicht.
Die fünf Titel bieten wunderbar kreativen und virtuosen Symphonic-Prog. Ein Alleinstellungsmerkmal der Gruppe ist die Doppelbesetzung am Schlagzeug mit akustischem und elektronischem Kit. Darüber hinaus hat die Combo das Glück, über nicht weniger als vier hervorragende Leadsängerinnen und -sänger zu verfügen.
Schon der kompakte Opener und Titeltrack macht klar, dass auf dieser Platte viel auf engstem Raum passiert. Erstaunlich, wie hier verschiedenste Ideen innerhalb von viereinhalb Minuten zu einem sinnvollen und melodiösen Ganzen verarbeitet werden. In den 44 Minuten Spielzeit ist das Septett kreativer unterwegs als viele ihrer Genre-Kollegen auf ganzen Doppelalben.
Konnte man IZZ bisher als eine Mischung aus ELP und Genesis beschreiben, haben sie sich dieses Mal vor allem von Yes inspirieren lassen. Insbesondere der 18-minütige Longtrack „42“ gleicht stellenweise einer Verneigung vor Steve Howe & Co. Auch das klassische Akustikgitarren-Stück „Six String Theory“ lässt Erinnerungen an Yes wach werden. Irgendwie ja auch schön – Yes haben schließlich schon lange kein richtiges Prog-Album mehr gemacht und die Flower Kings sind nicht mehr so präsent in der Retroprog-Szene wie zu ihrem besten Jahren.
Nach diesem ruhigen Intermezzo folgt mit „Moment Of Inertia“ gleich das nächste Instrumentalstück. Deutlich roher, dissonanter, aufrüttelnder. Hier darf dann Tom Galgano an den Keyboards doch noch den Keith Emerson raushängen lassen. Der Song macht klar, dass hier echte Virtuosen am Werk sind. Das Schöne dabei: Niemand spielt sich in den Vordergrund, bei IZZ dreht sich alles um das vitale Zusammenspiel.
Immer eine Erwähnung wert ist auch die naturbelassene, trockene Produktion, die jedes Instrument perfekt in Szene setzt. Das gilt auch dieses Mal, wenngleich „Don‘t Panic“ ein wenig zu dumpf klingt. Das ist aber nicht wirklich störend und fällt nur im Vergleich zu den Vorgängern auf.
Etwas schade ist auch, dass die Band seit geraumer Zeit nicht mehr die Möglichkeiten der doppelten Schlagzeug-Besetzung ausnutzt: Das elektronische Kit von Brian Coralian ist nur selten herauszuhören und kann lediglich im abschließenden „Age Of Stars“ wirklich Akzente setzen. Das war vor vielen Jahren – vor allem auf ihrem Meisterwerk „I Move“ (2002) – ganz anders. Im letzten Track kommen wir auch noch einmal in den Genuss der vorzüglichen mehrstimmigen Gesangsarrangements und -melodien, die auch den Longtrack „42“ ganz entscheidend prägen. Das ist immer wieder schön anzuhören und eine der größten Stärken der Band.
Sie sind zwar ein Geheimtipp, gehören aber zur Speerspitze der Retroprog-Bewegung. Das untermauern IZZ auch mit „Don‘t Panic“ zum wiederholten Male eindrucksvoll. Danke für so gute Musik!
Wertung: 9 / 10