(Metalcore / Pop / Electro) Die gestörten Bärenwrestler aus den Südstaaten Amerikas sind wieder zurück. Nachdem das letzte Album „Ruining It For Everybody“ vor gerade mal zwei Jahren erschienen ist, dürfte das tatsächlich „Late For Nothing“ sein. Einen Besetzungswechsel hat es in der Zwischenzeit gegeben: Sängerin Krysta Cameron ist aufgrund ihrer Schwangerschaft ausgestiegen, für sie hat Courtney LaPlante den Sängerposten übernommen.
Weniger verrückt sind IWRESTLEDABEARONCE dadurch nicht geworden: Die neue Sängerin grunzt sich genauso enthusiastisch und genüsslich wie ihre Vorgängerin durch die zehn Songs – gleichzeitig hat sie aber eine wesentlich klangvollere Gesangsstimme, die folglich auch deutlich häufiger als zuvor bei IWABO zu hören ist. Durch den Wechsel zwischen Clean-Vocals und Growls sind die Lieder zwangsläufig auch etwas durchstrukturierter – vom anarchischen Chaos des Debüt-Albums hat man sich ja schon auf „Ruining It For Everybody“ weitestgehend verabschiedet.
Doch das ist das eigentliche Problem: Überraschende Momente, die so lustig wie mitreißend sind – der eigentliche Grund, warum das Debüt von IWRESTLEDABEARONCE so gut ankam – gibt es hier kaum noch. Vielmehr ist „Late For Nothing“ immer dann, wenn sich die Bärenwrestler auf ihre Wurzeln, also Metalcore, konzentrieren, hauptsächlich eins: Anstrengend. Das wird deutlich, wenn man sich zum Beispiel den zweiten Track „Letters To Stallone“ anhört: Die Passagen, in denen Courtney clean singt, sind großartig, weil sie ein gutes Melodiegefühl beweist – die Metalcore-Parts sind austauschbar und ermüdend. Der einzige Song, der von vorne bis hinten in beiden Aspekten überzeugt, ist der Opener „Thunder Chunky“, da hier die Strophen durch Keyboardflächen abwechslungsreich(er) gehalten werden.
Eine ganz andere, vielleicht sogar (oder: hoffentlich) richtungsweisende Schiene fahren IWRESTLEDABEARONCE in „Mind The Gap“, der als reiner Ambient-Song startet, später von Drums und Gitarren begleitet, aber hauptsächlich von Courtney LaPlantes (tollem) Gesang dominiert wird und locker als bester des Albums durchgeht. Auch abgesehen davon legen die Jungs und das Mädel am Ende der Scheibe nochmal eine ordentliche Qualitätsschippe drauf: Die letzten vier Tracks spielen in Sachen Songwriting und Melodieführung in einer ganz anderen Liga als die erste Hälfte des Albums, und das, wer hätte es geahnt, weil man eben nicht auf Geballer, sondern Gefühl setzt. Davon in Zukunft bitte mehr.
Wertung: 6.5 / 10