Blastbeats links, Elektrospielereien rechts, hymnenhaft epischer Gesang vorne, Westerngitarren hinten… Was oben und unten lauert will ich gar nicht wissen. „It’s All Happening“ ist das Motto des Tages und tatsächlich, es passiert auch so ziemlich alles. IWRESTLEDABEARONCE lernte ich persönlich als hammerschlechte Band kennen, zumindest deuteten die Reviews, die ich zu ihrer selbstbetitelten Debut-EP laß darauf hin, selbst reinhören tat ich nie. Aber ihnen wurde des öfteren atestiert, Mathcore mit purem Mindfuck zu verwechseln und ein paar der mieserabelsten Songstrukturen auf diesem Planeten zu besitzen. Irgendwie hat das Quintett aus Shreveport, Louisiana, es aber trotzdem geschafft, einen Plattendeal bei Century Media zu ergattern, also muss ja irgendwie was dran sein, oder? Grund genug, um anlässlich der Veröffentlichung ihres ersten Albums „It’s All Happening“ mal genauer hinzuhören.
Wie gesagt, „It’s All Happening“ trifft’s schon ganz gut. Schon der Opener „You Ain’t No Family“ zeigt ziemlich eindrucksvoll, was IWRESTLEDABEARONCE so alles können. Auf heftiges Geblaste mit sehr flinkem, leicht dissonanten Gitarrengeriffe und den heftigsten Schreiattacken aus der Kehle von Frontfrau Krysta folgen plötzlich ein paar richtig epische Arrangements mit erhabenem Klargesang, dann ein wenig ruhig-elektronisches Geplänkel, ehe die technisch prügelden Schlagseite wieder daher kommt. Ein bißchen Jazz und Swing schließen sich an und wenn gegen Ende auch noch eine 1A Hillbilly-Countrynummer (inklusive gesampeltem Pferd) daher kommt, dann ist eh der Ofen aus.
IWRESTLEDABEARONCE vermischen alles, was ihnen vor die Flinte kommt, egal ob’s zusammen passt oder nicht. Und das wirklich faszinierende daran ist wohl, wie absolut überzeugend, wie grundgut sie in so ziemlich allem, was sie tun, sind. Egal ob bretzelnder Grindcore, lässiger Swing, ein wenig Elektro oder was weiß ich, da steckt überall so viel Herzblut drin, das ist alles so kompetent abgezogen, dass man die Band dafür tatsächlich gern haben muss. Sogar die Disconummer mit Kreischgesang und Gangshouts bei „Tastes Like Kevin Bacon“ (cooler Titel) kann überzeugen. Und noch faszinierender: So konfus das jetzt alles klingt, IWRESTLEDABEARONCE schaffen es, das alles rüberzubringen, ohne große Stilbrüche zu begehen. Es passt nicht zusammen, aber irgendwie passt’s doch, bzw. das Writing der Band ist so überzeugend, dass es gar nicht groß auffällt, was hier für unterschiedliche Stilelemente zusammengeworfen werden.
„It’s All Happening“ ist eine Platte, die einfach nur sauviel Spaß macht. Nicht weil die Kompositionen so verwinkelt und wahnwitzig sind, sondern eigentlich eher, weil das alles so straight, so selbstverständlich runtergespielt wird, als ob es das Normalste der Welt wäre. Die Band feiert sich nicht für ihren Wahnwitz. Zumindest nicht so offensichtlich, dass es anfängt zu nerven.
Aber irgendwo ist die CD dann doch eine der verschenkten Möglichkeiten. Denn die humoristische, spaßige Art der Scheibe macht kurzzeitig ordentlich Laune, aber eine wirkliche Langzeitwirkung gibt’s eigentlich kaum. Und das ist gerade in anbetracht dessen ärgerlich, dass viele einzelne Songschnipsel für sich betrachtet so unheimlich gut klingen. Aus den Ideen, die hier verwurstet werden, hätte man fünf, sechs verdammt gute CDs stricken können, wenn man etwas ernsthafter an die Sache gegangen wäre, stattdessen gibt’s aber nur eine gerade mal 33 minütige Scheibe, die Spaß macht (das nicht zu knapp), sonst aber nix. Gut, die Lauflänge ist jetzt nicht so das Problem, ich glaube viel länger könnte man diesen geballten Wahnwitz auch nicht aushalten.
„It’s All Happening“ ist eine sehr nette CD mit der man eine Zeit lang viel Freude haben kann, die es aber – wie die meisten CDs, die nur auf Spaß und Humor ausgelegt sind – wohl nie zu einem Dauerbrenner schaffen wird. Schade um die wirklich kompetenten Parts, denn IWRESTLEDABEARONCE haben echt mehr drauf, als „nur“ das.
Wertung: 7 / 10