Vor 3 ½ Jahren legten die britischen Pop-Progger IT BITES mit „The Tall Ships“ ein beeindruckendes Comeback hin. Ohne Originalsänger Francis Dunnery, dafür aber mit Gitarrist und Sänger John Mitchell (Arena, Kino, Frost) präsentierten die beiden Gründungsmitglieder John Beck (Keyboards) und Bob Dalton (Schlagzeug) einen gereiften, gefühlvollen Sound, ohne die bandeigenen Trademarks über Bord zu werfen.
Mit dem neuen, fünften Album „Map Of The Past“ wollten sie aber anscheinend mit den Traditionen brechen. Zielvorgabe war es laut John Mitchell, ein irrwitziges, groteskes und fantastisch klingendes Werk aufzunehmen. Das macht den melodieverliebten Progfan zunächst neugierig, schlägt aber schnell in Ernüchterung um. Denn „Map Of The Past“ klingt quasi genau wie sein Vorgänger, mit dem Unterschied, dass es das erste Konzeptalbum der Bandgeschichte ist und zudem mit Spuren des London Symphony Orchestra veredelt wurde. Nach einigen Hördurchgängen ist klar: Wenn es eine Band gibt, die kein Konzeptalbum machen sollte, ist es IT BITES. Es kommt während der gut 53 Minuten Spielzeit keinerlei zwingende Atmosphäre auf; abgesehen vom (wirklich ausgelutschten) Radiofrequenzen-Intro und -Outro der Scheibe würde ein unbedarfter Hörer vermutlich nie auf die Idee kommen, dass es sich hierbei um ein Konzeptwerk bzw. ein Album mit einem übergreifenden Thema handeln könnte.
Das Songmaterial an sich ist in Ordnung, bietet aber wenig Höhepunkt und zu viel Midtempo. Das Niveau und die Halbwertszeit von Tracks wie „Ghosts“ und „The Wind That Shakes The Barley“, die den Vorgänger schnell zu einem Dauergast im CD-Player machten, wird hier nur in wenigen Augenblicken erreicht. Mehr als einmal münden gute und packende Strophen in flachen Refrains, die viel zu schnell langweilen. Während „The Tall Ships“ ganz wunderbar am Stück funktionierte und man auf dem Weg durch das Album immer wieder neue Ohrwürmer entdeckte, versinkt „Map Of The World“ leider unter einer mehrere Zentimeter dicken Schicht Schwulst und Zucker, die vielleicht dem thematischen Rahmen der CD geschuldet ist. „Im Prinzip handelt das Album davon, dass man zurück in die Vergangenheit geht und alles in Ordnung bringt, was jemals im Leben schief gegangen ist – schließlich blick doch so ziemlich jeder von uns mit einer verschleierten Sehnsucht auf die Vergangenheit zurück“, sagt Sänger und Gitarrist John Mitchell. Schade nur, dass diese Sehnsucht in den elf neuen Tracks größtenteils eher erdrückend als verträumt und befreiend daherkommt.
Das ernüchternde Fazit: Handwerklich gut gemachter, sehr melodieseeliger Pop-Prog. Aber irgendwie packt’s mich nicht. Und wenn, dann nur kurz. Wer sich für die neuen IT BITES interessiert, greift bitte unbedingt zuerst zu „The Tall Ships“ – das spielt in einer ganz anderen Liga!
Das Album erscheint auch als Special Edition mit einer Bonus-CD, die sechs Live-Songs enthält.
Wertung: 6.5 / 10