Nach dem Weggang des ehemaligen Yngwie-Malmsteen-Sängers Mark Boals verpflichteten die belgischen Metaller IRON MASK im vergangenen Jahr zunächst kurzzeitig den Attick-Demons-Shouter Artur Almeida, ehe der Helker-Frontmann Diego Valdez zu der Truppe stieß. Während Senor Almeida gerade mal ein paar Bonustracks für Re-Releases einsingen durfte, feiert Herr Valdez nun mit dem neuen IRON-MASK-Album „Diabolica“ seinen Einstand als neue Stimme der Band.
Die Belgier sind ihrem gewohnten Rezept für wuchtigen, neo-klassischen Heavy Metal nach 80er-Bauart auch auf ihrem neuesten Album in jeder Hinsicht treu geblieben und bewegen sich damit wie auch schon in der Vergangenheit bis zum Hals im Fahrwasser stilbildender Yngwie-Malmsteen-Alben. Dass diese Referenz durchaus etwas Gutes ist, macht sich beispielsweise in großartigen Nummern wie „Oliver Twist“ oder dem mitreißenden „The First And The Last“ bemerkbar, die den besten Songs des schwedischen Saitenhexers in fast nichts nachstehen. Das gelingt auch deshalb, weil Bandkopf Dushan Petrossi ein begnadeter Gitarrist ist, der hier neben allerhand treibenden Riffs auch ein gelungenes neo-klassisch angehauchtes Gitarrensolo nach dem anderen vom Stapel lässt – vielleicht nicht ganz so atemberaubend wie beim großen Vorbild, aber auf jeden Fall verdammt gut.
Neben Malmsteen scheint man im Hause IRON MASK auch mit Dio gut zu können, denn die legendären Alben des kleinen Mannes mit der großen Stimme sind ganz offenkundig die zweite große Inspirationsquelle der Belgier. Das hört man auf „Diabolica“ vor allem in Songs wie „Galileo“, „March 666“, dem düster stampfenden „The Rebellion Of Lucifer“ sowie dem Titeltrack. Diese Nummern erinnern nicht nur musikalisch an die bombastischeren Momente von Dio, sondern auch Neuzugang Diego Valdez – der bei IRON MASK ohnehin eine ziemlich gute Figur macht – klingt in diesem Momenten stark nach Ronnie James Dio. Knapp 77 Minuten Spielzeit sind dabei wirklich nicht wenig, jedoch ist „Diabolica“ zum Glück zwar ein recht langes, allerdings kein sperriges Album geworden. Die gedehnte Spielzeit rührt zum einen daher, dass IRON MASK hier etliche ausgedehntere Songs auffahren, was etwa im Falle des abschließenden „Cursed In The Devil’s Mill“ trotz einer saftigen Dauer von einer knappen Viertelstunde nicht langweilig sein muss.
Allerdings reiten die Belgier in manch einem Song etwas zu lange auf arg banalen, teils Jahrmarkt-mäßigen Melodien herum, was die Nummern unnötig in die länge zieht und innerhalb eigentlich gelungener Kompositionen dann doch Langweile aufkommen lässt. Nun haben sich IRON MASK sicherlich noch nie kurz gefasst, allerdings fielen beide Vorgängeralben prägnanter aus als „Diabolica“ – hier scheint es, als hätte sich die Herren stellenweise mit dem angestrebten Bombast etwas übernommen. Größte Schwäche dieses Albums ist aber mit Sicherheit nicht die Musik, sondern viel mehr die historisch bzw. literarisch inspirierten Texte. Die hätte vermutlich jeder halbwegs begabte Neuntklässler besser hinbekommen, weshalb man sich hier – zumindest aus inhaltlicher Sicht – sogar über eine tumbe Liebeserklärung wie „All For Metal“ freut. Die ist zwar nicht weniger platt, aber doch zumindest nicht ganz so aufgesetzt.
„Diabolica“ ein musikalisch grundsolides Heavy-Metal-Album mit deutlichem neo-klassischen Anstrich, das einige große Momente und ein paar Längen aufweist. Die angestrebte Epik scheitert vornehmlich an reichlich tumben Texten, was allerdings über weite Strecken von den irrwitzigen Leadgitarren des Bandführers ausgeglichen wird. So oder so sind IRON MASK ganz hervorragende Musiker, die sich auch für diese Platte nicht schämen müssen, der ganz große Wurf ist ihnen mit „Diabolica“ allerdings auch nicht gelungen.
Wertung: 6.5 / 10