Die Stadt Murcia liegt im Südosten Spaniens, bildet die Hauptstadt der gleichnamigen Region und wird selbst bei Wikipedia in einem Nebensatz mit ihrer aktiven Musikszene erwähnt. Die ist in der Tat reichlich aktiv, brachte der Ort doch neben den Newcomern Hitten auch die Heavy-Metal-Verfechter IRON CURTAIN hervor. Die sind alles andere als neu in der Szene, sondern seit bald zehn Jahren im Geschäft und veröffentlichen mit „Guilty As Charged“ dieser Tage ihr nunmehr drittes Album.
Die Gesamtspielzeit von knapp über einer halben Stunde macht bereits deutlich, dass IRON CURTAIN auf ihrem neuesten Album kaum lange fackeln werden und so gibt es auf „Guilty As Charged“ auch neun Songs lang schnurgeraden Metal ohne wenn und aber und dass mitten auf die Zwölf. Auch machen die Spanier keinerlei Hehl daraus, wer sie einst zum Musikmachen verleitet hat: Schon der energetische Opener „Into The Fire“ verortet die Jungs aus Murcia in der Schnittmenge aus Exciter mit „Heavy Metal Maniac“ und Judas Priest zu „British Steel“-Zeiten.
In „Lion’s Breath“ oder später „Wild & Rebel“ kommt dann noch eine gehörige Prise Metallica aus der „Kill ‚Em All“-Ära dazu und schon wird deutlich: Innovation ist bei IRON CURTAIN ganz bestimmt nicht zu erwarten. Das macht aber auch gar nichts, denn die Spanier musizieren vielleicht nicht sonderlich originell, aber dafür mit maximalem Spaßfaktor. Und obendrein haben die Burschen ja auch voll und ganz verstanden, worum es geht. IRON CURTAIN hauen auf „Guilty As Charged“ ein authentisches Old-School-Riff nach dem anderen raus, garnieren das mit äußerst feiner Leadgitarrenarbeit und klingen dabei oft – auch in Sachen Attitüde – haargenau wie ihre Vorbilder zu ihren besten Zeiten und das macht schlichtweg einen Heidenspaß.
Überraschungen braucht da natürlich niemand erwarten – hier weiß man stets, was als nächstes passiert – aber das ist ja auch gerade das Schöne an einem Album wie „Guilty As Charged“. Die Grenzen des Genres dehnen andere aus, IRON CURTAIN befriedigen in erster Linie schwermetallene Urinstinkte (vornehmlich ihre eigenen) und präsentieren ihren Retro-Metal mit höchster Spielfreude, weshalb man ihnen sämtliches Abkupfern bei den Großen des Genres gerne verzeiht.
Die eingangs angetönte Kombination an Einflüssen klingt dabei oft wie eine etwas rabiatere Version der Schweden Enforcer, weil die Spanier aber gerne mal den einfachsten Weg gehen, wird es in Nummern wie dem breitbeinigen Rausschmeißer „Turn The Hell On“ aber auch gerne mal ähnlich plakativ wie etwa bei Steelpreacher. Macht aber auch genauso viel Spaß. Besonders viele Respektpunkte sammeln IRON CURTAIN mit der Produktion ihrer neuesten Platte, denn „Guilty As Charged“ klingt niemals poliert aber auch nie nach Low Budget und punktet obendrein mit phänomenalem Gitarrensound – so muss ein Metal-Album klingen.
IRON CURTAIN klingen auf „Guilty As Charged“ in jedem Song nach irgendeiner anderen Band, weshalb man kaum sagen kann, dass dieses Album irgendetwas Neues an den Tisch bringt. Das machen die Spanier jedoch durch schier unzähmbare Spielfreude und ein verdammt sicheres Händchen für authentisches Songwriting problemlos wieder wett, weshalb „Guilty As Charged“ im Speziellen und IRON CURTAIN im Allgemeinen als Geheimtipp in Sachen Old-School-Metal mit Herz angesehen werden können.
Wertung: 7.5 / 10