Die NWOTHM-Welle wogt ungebrochen und bringt Jahr für Jahr neue Bands hervor. So auch die 2022 in Los Angeles gegründeten INTRANCED, deren bekanntestes Mitglied vermutlich Sänger James-Paul Luna ist, der zuvor bei Holy Grail und White Wizzard sang. Ehe sie in diesem Jahr von High Roller Records aufgegabelt wurden, haben INTRANCED bereits zwei EPs veröffentlicht, die ihnen die Aufmerksamkeit der traditionsbewussten Metal-Gemeinde sicherten – kein Wunder also, dass eines der angesehensten Underground-Labels Interesse an der Truppe hat. Mit „Muerte Y Metal“ steht nun das erste volle Album der Formation aus L.A. in den Regalen.
„Reyes de las Tinieblas“ eröffnet die Platte mit ziemlich authentischen 80er-Riffs nach britischem Vorbild und bietet auch gleich eine kleine Überraschung, denn die Nummer funktioniert trotz spanischem Gesang hervorragend. Passend zum Titel „Muerte Y Metal“ kokettieren INTRANCED auf ihrem ersten Album generell mit etwaigen hispanischen Wurzeln. So auch im Titeltrack, der musikalisch mit Dokken-mäßigen Riffs überzeugt und abermals – zumindest in Teilen – auf Spanisch vorgetragen wird. Zudem offenbart sich hier gleich das stilistische Spannungsfeld, in dem sich die Truppe auf ihrem Erstlingswerk positioniert: Traditioneller Metal aus England sowie Übersee.
Neben dem erwähnten Eröffnungsstück flirten INTRANCED nämlich auch in Nummern wie dem hymnischen „Passionate Pretender“ oder „I Dunno Nothin'“ stark mit der NWOBHM, wobei vor allem letzterer Song derart authentisch ausfällt, dass er auch auf einem obskuren britischen Metal-Album von 1981 nicht negativ aufgefallen wäre. Mit dem schamlos bei Thin Lizzy abgekupferten „Switchblade“ machen die Kalifornier dann noch einen kurzen Abstecher nach Irland und fertig ist ein herrlich abwechslungsreiches Heavy-Metal-Album, das gut und gerne als absolut gelungene Hommage an die Genre-Größen vergangener Tage angesehen werden kann.
Die Amis können also durchweg authentischen Heavy Metal der alten Schule schreiben und tragen ihn auch noch mit maximaler Spielfreude vor. Die hörbare Begeisterung, mit der INTRANCED bei der Sache sind, trägt ebenfalls enorm zur Glaubwürdigkeit von „Muerte Y Metal“ bei, wobei die Performance von Frontmann James-Paul Luna dem Ganzen das Sahnehäubchen aufsetzt. Dessen rauer und doch temperierter Gesang passt im Kontext solch traditionsbewusster Songs wie auf diesem Album noch besser als bei Holy Grail – zwar bringt der Mann nicht allzu viel persönliche Note mit, aber seine Stimme scheint für diese Art von Musik gemacht.
Die vielen Vergleiche zu anderen Bands machen überdeutlich, dass INTRANCED das Genre mit ihrem Debüt kaum revolutionieren werden. Ähnlich wie ihre spanischen Kollegen Hitten huldigen auch die Kalifornier in erster Linie ihren Vorbildern aus den goldenen 80ern und verarbeiten die stilbildenden Elemente aus deren Sound in eigenen Songs. Weil die Band aber offenkundig genau verstanden hat, was traditionellen Heavy Metal ausmacht, fällt das Ergebnis auf „Muerte Y Metal“ durch und durch glaubwürdig aus. Jeder Fan von energetischem Metal der alten Schule sollte INTRANCED unbedingt eine Chance geben.
Wertung: 7.5 / 10