Review Insidious Disease – After Death

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Death Metal

Wenn eine Band erst zehn Jahre nach ihrem Debüt ein weiteres Album folgen lässt, wirft das die Frage auf, ob die Fans des Erstlings die Truppe nach einer so langen Zeit überhaupt noch auf dem Schirm haben – aber vor allem, was so lange gedauert hat und warum nicht schon früher neues Material gekommen ist. Besteht die Band jedoch aus allerlei vertrauten Gesichtern, die in erster Linie für ihr Wirken in anderen Combos bekannt sind und für die das Projekt folglich nur ein Nebenschauplatz darstellt, erübrigen sich rasch viele solcher Fragen.

INSIDIOUS DISEASE sind eine solche Band, und da auf sie nun mal der gerne bemühte Begriff „Supergroup“ zutrifft, lohnt es, sich die Besetzung in Erinnerung zu rufen: An den Saiteninstrumenten finden sich mit Silenoz, Gitarrist bei Dimmu Borgir, sowie Shane Embury, Bassist bei u. a. Napalm Death, wohl die prominentesten Mitglieder, wobei der zweite Klampfer, Cyrus von den Norwegern Susperia, sicher auch kein Unbekannter ist. Vervollständigt wird das Quintett von Ex-Morgoth-Sänger Marc Grewe, zurzeit auch bei Despair aktiv, und Drummer Tony Laureano, der hinsichtlich seiner bisherigen Live-Tätigkeiten und Band-Mitgliedschaften (u. a. Nile) als mindestens genauso umtriebig wie Embury erachtet werden kann.

Zusammen haben die fünf Männer jetzt also ihre zweite Full-Length-Platte „After Death“ abgeliefert. Die Zielsetzung bestand laut eigener Aussage darin, das Rad gar nicht erst neu zu erfinden, sondern vielmehr „einen Groove zu finden, mit dem man sich wohlfühlt“. Nun, das ist INSIDIOUS DISEASE gelungen, so viel sei schon mal verraten. „After Death“ bietet zehn oldschoolige Death-Metal-Tracks in 43 Minuten, von denen keiner bezüglich der sich daraus ergebenden durchschnittlichen Songdauer allzu sehr aus der Reihe tanzt und die druckvoll und zeitgemäß, aber noch bissig genug produziert sind, um nicht von der Genre-Polizei als „hochglanzpoliert“ verschrien zu werden.

Doch auch stilistisch klingt „After Death“ wie aus einem Guss. Vom Opener „Soul Excavation“, der schon 2019 auf einem Sampler des Band-Labels vertreten war, bis zum Rausschmeißer „Secret Sorcery“, in dem Laureano Drum-Patterns durchexerziert wie eingespeicherte Programme auf einem Rhythmusgerät, bewegen sich INSIDIOUS DISEASE im Spektrum von schleppend-doomigen Lavaströmen bis zu rar gesäten, aber dadurch umso rastloser wirkenden Blast-Passagen. Dabei alternieren sie mit Vorliebe moderates, von Doublebass begleitetes Uptempo oder stumpfes Oldschool-Gedresche mit schwerfälligeren Parts, um immer wieder Spannung aufzubauen und zu entladen.

Im Laufe des Albums weckt der Fünfer so Assoziationen zu Genre-Kollegen wie Obituary (etwa in „Betrayer“) und Bolt Thrower (z. B. „Born Into Bondage“, „Enforcers Of The Plague“), aber auch Parallelen zu Grewes Ex-Band oder Schwedentod à la Dismember und frühen Entombed lassen sich durch die Bank erkennen. So weit, so vorhersehbar für eine Gruppe, die sich dem Todesstahl der alten Schule verschrieben hat. Punkten kann die internationale Combo auf jeden Fall mit interessantem Songwriting, das Nullachtfünfzehn-Strukturen hinter sich lässt, ohne die Hörer zu überfordern; cool hier zum Beispiel der Twist in „Divine Fire“, in dem der Wechsel zwischen rasanter Strophe und bleischwerem Refrain zum Songende umgekehrt wird.

Vom Cover-Artwork des unvermeidbaren Dan Seagrave über die stimmige Postproduktion von Russ Russell bis zum genretypischen Albumtitel merkt man, dass hinter „After Death“ erfahrene Songwriter und unumstrittene Profis stecken. Wenn man INSIDIOUS DISEASE etwas vorwerfen möchte, dann eventuell, dass ihre neue Platte ein bisschen zu sehr „Death Metal in der Wohlfühlzone“ geworden ist. Doch wenn überhaupt, hält das die Scheibe nur von einer noch höheren Wertung ab. „After Death“ macht von vorne bis hinten Spaß und mag vielleicht kein Anwärter auf das Album des Jahres sein, sollte aber jedem Genre-Fan mal zu Ohren gekommen sein.

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Wertung: 8 / 10

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