Viel war mir nicht bekannt über INSENSE, bevor ich zu dieser Promo hier kam, also flugs mal bei last.fm vorbei gesehen und nach ähnlichen Künstlern gesucht. Taliban Airways wurden da angegeben, führten aber auch nicht zur Erleuchtung und gerademal zu einem mittelgradigen Schmünzler. Die „Terroristen“ spielen angeblich Stoner Rock, aber um diese geht es hier gar nicht und die Bandinfo zu den Norwegern liest sich nicht wirklich so, als gäbe es hier besonders trockene rockige Klänge auf die Ohren. Black Metal aber auch nicht, wie man auf Grund ihres Herkunftlandes Norwegen auf den ersten Blick vermuten möchte. Wie dem auch sei, mit „The Silent Epidemic“ steht das dritte Studioalbum von INSENSE in den Regalen und verkündet angriffslustig: „Insense is back – no holds barred“.
Mit einem freundlichen „Welcome Whore“, so der Titel des Openers, wird der Hörer begrüßt, was sich aber zu Beginn eher nach einer Fingerübung für Bassspieler anhört, ehe so ein bisschen Fahrt aufgenommen wird. Zeit genug also um den Promotext mal zu überfliegen und nebenbei festzustellen, dass die ersten Breaks ganz ok sind, aber auch nicht viel mehr. Vergleiche werden da mit den Mathcorehelden The Dillinger Escape Plan, genauso wie mit Neurosis, Meshuggah und Strapping Young Lad angestellt. „Das Übliche für einen Promotext einer Modern Metal Band also“ möchte man meinen und trotzdem so einigermaßen interessant, wäre hier nicht seit Tagen eine gefühlte Temperatur von 40°C im Zimmer, die die Lust auf vertracktes Material gegen den inneren Gefrierpunkt sinken lässt. Ich versuche ungeachtet dessen objektiv zu bleiben, auch wenn im Winter vielleicht 0,5 Punkte mehr rausspringen könnten – um ehrlich zu sein – und stelle fest, dass die ersten drei Songs nach mehrmaligen Durchhören nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind. Irgendwie schon in Ordnung, gar nicht mal so sehr vertrackt und die genannten Einflüsse geschickt eingebaut ohne zu sehr abzukupfern, jedoch fehlt allen Songs das gewisse Etwas. Man sollte einfach mal geradlinig nach vorne gehen und nicht immer mit angezogener Handbremse loslegen. Zum Glück kommt mit „Yearning“ ein sehr interessanter, wenn nicht sogar der beste Song des ganzen Albums. Nach vertracktem, aber nachvollziehbaren Beginn baut man eine zauberhafte Soundwand auf, die von einer leichten Melodie umschlungen wird, die wie Efeu daran hochwächst, gepaart mit einem Gesang, der ein wenig nach Emocore klingt, was hier allerdings positiv zu bewerten ist. Diesem fehlt trotzdem über weite Strecken des Albums die nötige Kraft hinter dem durchschnittlichen, sicher nicht schlechten cleanen und geshouteten Gesang. Der große Rest des Albums dümpelt bis zum Ende irgendwo vor sich hin. Nicht in der Belanglosigkeit, da die Norweger doch ziemlich experimentierfreudig sind, was man ihnen hoch anrechnen muss, auch ist es nicht unbedingt langweilig, doch zünden will das ganze auch nach mehreren Durchläufen einfach nicht. Bei „175.000“ steckt etwas mehr Energie drin und wird dem angekündigten „Faster, harder, deeper, cleaner, clearer, angrier“ im Ansatz gerecht – wenn auch nur für zweieinhalb Minuten, doch zum Glück schließt daran ein überzeugender Titeltrack an, bei dem mir der cleane Gesang doch einmal richtig gut gefällt und zur Stimmung passt.
Trotz aller Experimentierfreude und ein paar überzeugender Tracks ist „The Silent Epidemic“ ein ziemlich durchwachsenes Stück Musik. Man merkt deutlich, dass die Jungs etwas auf dem Kasten haben und nicht zum ersten Mal ein Album aufnehmen, aber es kommt mir so vor als wollten sie einfach viel zu viel und haben sich letztendlich deutlich übernommen. Manchmal ist weniger doch mehr und das trifft in meinen Augen hier gut zu. Wer den oben genannten Einflüssen nicht zu sehr abgeneigt ist, der sollte trotzdem ein Ohr riskieren und dies beispielsweise auf der MySpace-Seite der Band tun.
Wertung: 6.5 / 10