Moment mal, die Machart des Artworks kommt mir doch verdammt bekannt vor. Der blaue Grundton und dieser Detailreichtum, bei dem selbst das x-te Betrachten noch kleine Feinheiten offenbart, die einem zuvor noch gar nicht aufgefallen sind. Und tatsächlich: der Künstler hört auf den Namen Necrolord, und selbiger hat schon solch geschichtsträchtige Werke wie Emperors „In The Nightside Eclipse“ oder Dissections Meisterstück „Storm Of The Lights Bane“ end-veredelt. Gestaltet sich der Inhalt nur annährend so gelungen wie das Cover, könnte uns mit „Non De Hac Terra“ ein wahres Machtwerk in Sachen Black Metal vorliegen.
Die Betonung liegt wohlgemerkt auf: Könnte. Denn eines ist auch klar: Eine schöne Verpackung spricht nicht zwingend für einen ebenso schönen Inhalt. Die Niederländer INFINITY veröffentlichen mit „Non De Hac Terra“ ihren fünften Langspieler über das ebenfalls in den Niederlanden sesshafte Label New Era Productions. Zwar wurde die Band bereits 1995 gegründet, so richtig in die Gänge scheinen sie jedoch erst in den Nuller-Jahren gekommen zu sein. Die vier vorangegangenen Alben entstanden zwischen 2003 und 2008 und sie sind allesamt an mir vorbeigegangen, ohne dass ich von ihnen je eine Notiz nahm. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass ich bezüglich ihrer musikalischen Vergangenheit auch keine qualifizierte Aussage treffen kann.
Auf „Non De Hac Terra“ erwartet den Hörer jedenfalls typischen Black Metal der Neunziger Jahre, insofern ist also auch das Cover recht passend gewählt. Die Riffs sind mal thrashig und anderorts auf sehr wirkungsvolle Art und Weise atmosphärisch angehaucht und versprühen des Öfteren einen gewissen epischen Grundton, was den Kompositionen gut zu Gesicht steht und dem Ganzen treiben einen mystischen Touch verleit. In ihrer Darbietung erinnern die acht Stücke durchgehend an Szenegrößen wie Absu oder Dissection, was an sich ja als Kompliment zu verstehen ist, auf Albumlänge aber eine gewisse Eigenständigkeit vermissen lässt. Die Vorbilder werden so offenkundig zitiert und kopiert, dass es schon fraglich ist, warum man nicht gleich zu den Originalen greifen sollte. Gewissermaßen als Krönung bekommt man von Sänger Balgradon Xul eine Gesangsleistung serviert, die an Immortals Abbath weit mehr als nur erinnert, nein, der Meister persönlich scheint hier seine Finger im Spiel gehabt zu haben. Tja, hat er aber nicht, und so krächzt der Sänger die okkulte Botschaft zwar gelungen ins Mikro, jedoch lässt sie (ähnlich wie bei der Instrumentierung) ebenfalls eine eigene Note vermissen. Man könnte jetzt zugegebenermaßen zu dem Schluss kommen, man hätte es hier also nur mit einer weiteren 0815-Kopie etablierter Szenegrößen zu tun. Das dargebotene Material allerdings ist trotz mangelnder Eigenständigkeit so abwechslungsreich und spannend arrangiert, dass es schwerfällt, daran nicht gefallen zu finden. Stücke wie „The Opponent“ oder „The Grey Stone Monument“ gehen sofort ins Ohr und hinterlassen dort auch einen bleibenden Eindruck.
INFINITY liefern mit „Non De Hac Terra“ ein Werk ab, welches in sich stimmig komponiert ist und einige schlagkräftige Nummern beinhaltet, jedoch aufgrund der mangelnden Eigenständigkeit einiges an Potenzial verschenkt. Freunde von Absu, Dissection & co. könnten hier ein wahres Referenzwerk für sich entdecken, wer jedoch auf totale Eigenständigkeit wert legt, lässt von dieser „Kopie“ lieber die Finger.
Wertung: 8 / 10