Review Infaust – Verblichen

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Neun Jahre lang haben die deutschen Black-Metaller INFAUST nach dem Release von „Melancholie und Blutbad“ nichts Neues von sich hören lassen. Nun erscheint das Quintett mit seinem dritten Album „Verblichen“ endlich wieder auf der Bildfläche. Von einer Rückkehr zu alter Stärke zu sprechen, wäre jedoch verfehlt. Dies jedoch nicht etwa, weil INFAUST in der Zwischenzeit ihre Fähigkeiten als Musiker verloren hätten, sondern vielmehr aus dem Grund, dass ihr Schaffen nichts mit der archaischen Kraft anderer Black-Metal-Bands zu tun hat. Wie es schon der Bandname (ein medizinischer Fachbegriff für eine tödliche Prognose), der Albumtitel und das entsprechend farblose, verwaschene Artwork nahelegen, spielen die Deutschen nämlich eine durch und durch depressive Form schwarzen Metals.

Im Gegensatz zu anderen Depressive-Black-Metal-Größen wie Lifelover, Silencer oder Bethlehem halten sich INFAUST auf „Verblichen“ bewusst die ganze Dreiviertelstunde über innerhalb der üblichen stilistischen Grenzen ihres Genres auf. Keine sanften Clean-Gitarren und keine irritierenden Polka-Passagen, sondern geradliniger, bedrückender Black Metal steht hier auf dem Plan. Dass INFAUST sich beim Schreiben ihrer Songs voll und ganz auf eiskalte Gitarrenriffs, hemmungsloses Drumming mit viel Geblaste und hohen Kreischgesang konzentrieren, schränkt naturgemäß ihren kreativen Spielraum ein.

Dementsprechend sind die Songs auf „Verblichen“ nur eher schwer aus dem Gedächtnis voneinander zu unterscheiden, nur einzelne Stellen prägen sich dauerhaft ein, zumal die Instrumentalisierung bewusst monoton gehalten ist. In den fünf bis neun Minuten langen Klageliedern werden Melodie, Tempo und Rhythmus nur wenig variiert, sodass es eher die allgemein vorherrschende, trostlose Stimmung ist, mit der INFAUST den Hörer in Beschlag nehmen. Und das gelingt den Deutschen durchaus. Neben den jeder Hoffnung entbehrenden, frostigen Gitarrenmelodien („Katharsis“) sind es vor allem die zumeist hasserfüllten, oft aber auch hilflos verzweifelten Screams („Tobsucht“), die einem einen Schauer über den Rücken jagen.

Ein doch recht eigentümliches Merkmal ist der leider zum Teil offenbar etwas zu flink und daher lasch eingespielte Bass, der im Mix ungewöhnlich stark präsent ist und somit einen interessanten Gegenakzent zu den harschen Gitarren bildet. Der Klang der Drums ist hingegen bedauerlicherweise eher unvorteilhaft, da viel zu leise, gedämpft und platt. Davon abgesehen bringt der raue, gerade richtig verwaschene Sound die trübseligen Kompositionen von INFAUST passend zur Geltung.

Eigentlich gibt es gar nicht so wenige Punkte, die man „Verblichen“ ankreiden könnte: Die Songs sind zu gleichförmig, das Bassspiel oft schlampig, die Drums zu seicht produziert und überhaupt fehlt es an etwas Herausragendem, das INFAUST besser machen als ihre zahlreichen Kollegen. Das alles wird jedoch weitgehend davon überschattet, dass das dritte Werk des Quintetts das Gefühl der Todessehnsucht auf eine derart erschreckende Weise vermittelt, dass es doch irgendwie beeindruckend ist. Viel Neues bringt „Verblichen“ nicht auf den Tisch, doch das auf eindrucksvolle Weise verstörende Screaming, das stetig rauschende Tremolo und die basslastige Produktion bilden auf jeden Fall ein stimmiges Ganzes, das gehört werden will.

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Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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