Geniales, künstlerisch wertvoll wirkendes Artwork, schlichtes Digipack, 11 kompakte Songs, die eine angenehm abgerundete Hörerfahrung versprechen – und trotzdem lag „Civil Disobedience For Losers“ vom kanadischen Duo INDIAN HANDCRAFTS im unteren Bereich meiner Promo-Ablage. Sträflich falsch, wie sich noch herausstellen sollte, aber erst mal zu den Fakten: Während den Aufnahmen hatte der Mann an der Gitarre mit einer gebrochenen Hand Probleme, die Instrumentalisierung scheint auf das nötigste heruntergebrochen, gerade mal zu weit stellt man sich der Aufgabe, mit einem furztrockenen Sound die verwöhnte Hörerschaft auf seine Seite zu ziehen. Mit Erfolg?
Ich schätze mal, INDIAN HANDCRAFTS konzipieren ihre rotzfreche Mischung aus schwerem Stoner, staubigem Rock und Punk-Esprit nicht für die breite Masse, in vielen Heavy-Haushalten wird sich dieser Silberling aber ohne Zweifel wohlfühlen. Eins steht fest: Nach dem Durchlauf von „Civil Disobedience For Losers“ hat man entweder einen dicken Kater am nächsten Morgen, Genickschmerzen vom schmerzhaft übertrieben fetten Groove, der in keinem einzigen Song fehlt (eventuell auch beides zusammen), oder man drückt nach den ersten 10 Minuten gelangweilt die Stop-Taste. Wer generell auf „Rock“ und im speziellen auf Stoner steht, zum Müsli morgens Motörhead reinlegt und während der Vorlesung vergnügt den „Iron Man“ trällert, der dürfte zumindest nicht in die letzte Kategorie fallen. Das dargebotene Material ist rau, dreckig, laut und kompromisslos, es lässt den Kopf wackeln, die Arme schwingen und vor allem brüllt es den deftigsten Groove raus, den man dieses Jahr auf Albumlänge zu hören bekam. Ja, letzteres ist genau das Merkmal, das INDIAN HANDCRAFTS auf genial griffigen Songs wie „Bruce Lee“ oder „Centauri Teenage Riot“ so stark, so mächtig werden lässt. Die tragenden Gitarrenwände, die tanzbaren Schlagzeug-Salven, der fies energische „Gesang“ und vor allem auch die organische, absolut unsterile Produktion, die zur Bandproben-Athmosphäre beiträgt, das alles macht verdammt viel Spaß, dieser Silberling überzeugt schlicht und ergreifend auf ganzer Linie.
Reinhören ist Pflicht. Ich rate dringend dazu. Anspieltips sind sicherlich „Worm In My Stomach“ und „Lion At The Door“, ebenso wie das schleppende „Zombies“. Vor Ende des Jahres erreicht uns mit „Civil Disobedience For Losers“ noch einmal ein richtig fetter Brocken, ein Album, das uns sicherlich den dicksten Groove im Jahr 2012 beschert. Diese Band hat den Exoten-Status sicher, ich bin gespannt was da noch kommt. Danke dafür!
Wertung: 8.5 / 10