Review In This Moment – A Star-Crossed Wasteland

Ihr Werdegang erinnert an mädchenhafte Roadmovies, tatsächlich spielte sich die Geschichte von Maria Brink aber genau so ab: Von Albany, der verschlafenen Hauptstadt des US-Bundesstaates New York, führte die Reise in die Stadt der Engel, wo eine Karriere als Sängerin angestrebt wurde. Nach zahlreichen Nebenjobs und weniger erfolgreichen Engagements traf sie 2005 auf Gitarrist Chris Howorth – die Geburtsstunde von IN THIS MOMENT hatte geschlagen. Ein zweiter Gitarrist sowie Basser und Schlagzeuger waren ebenfalls schnell gefunden und von dort an ging alles rasend schnell für das Fünfergespann. Bereits 2008 konnte man im ausverkauften Madison Square Garden für Ozzy Osbourne eröffnen, anno 2010 war man mit Korn, Rob Zombie und Atreyu auf der Rockstar Mayhem Tour – und veröffentlichte mit „A Star-Crossed Wasteland“ den bereits dritten Langspieler über Century Media Records.

Musikalisch haben sich IN THIS MOMENT in den zwei Jahren seit ihrem letzten Studiomitbringsel „The Dream“ dezent gewandelt, was sich vor allem bei Frontfrau Maria Brink niederschlägt. „A Star-Crossed Wasteland“ ist merklich auf Klargesang fixiert, bietet ihrem markanten Screaming noch Platz – allerdings deutlich weniger. Den Startschuss in die nächsten knapp 40 Minuten gibt „Gunshow“ mit seinem durch die Gitarren erzeugten Wildwest-Rock’N’Roll-Flair, der bald gänzlich den typischen Metalcore-Riffs weichen muss und nur noch vom rotzigen Rock-Touch der brinkschen Screams aufrecht erhalten wird. Mit mächtigem Druck, nicht zuletzt von der Rhythmusfraktion erzeugt, machen der Opener und dessen Nachfolger „Just Drive“ mächtig Spaß. Die Mikrofonbefeuchterin ist ein unglaubliches Energiebündel, verleiht den Songs ein strotzendes Maß an Power.
Ihre cleanen Vocals – an denen es technisch rein gar nichts auszusetzen gibt – werden bei „The Promise“ mit Gastgesang vom Otherwise-Frontmann Adrian Patrick angereichert und anfangs von einer singenden Lead-Gitarre unterlegt. So weit, so gut. Dann machen IN THIS MOMENT allerdings einen Fehler, der vermeidbar gewesen wäre: sie driften langsam aber sicher in allzu bekannte Schemata und Metalcore-Trademarks ab. Sowohl „Standing Alone“ als auch „The Road“ und der mit einem Piano-Intro versehene Titelsong „A Star-Crossed Wasteland“ stehen exemplarisch dafür, wie das US-amerikanische Quintett NICHT klingen sollte. Klargesang, der bis zur Unendlichkeit dupliziert, übereinandergelegt und totbearbeitet wurde, Standard-Riffs, wie sie heute jede Metalcore-Truppe schon bei der ersten Probe auf Lager hat – kurzum: Nichts, was Langeweile vertreiben oder dem Hörer sonderlichen Spaß machen könnte.
Schade ist das vor allem wegen Nummern im Stile von „Blazin’“ und dem mächtigen „Iron Army“, die die eigentliche Klasse der Century Media-Recken unterstreichen. Die Musik funktioniert immer dann, wenn Fronterin Brink alle Scheu ablegt, sich stimmlich derart dreckig und kaputt gibt, wie auf den genannten Tracks. Dazu eine gehörige Portion Drive seitens der beiden Axtschwinger Howorth und Bunzel und durchaus auch mal ein paar Synthesizer-Klänge („Iron Army“) für einen endzeitlichen Touch – fertig ist das, was „A Star-Crossed Wasteland“ eigentlich ausmachen sollte. Dann gelingen nämlich sogar halb gesanglich, halb gesprochen dargebotene Geschichten wie „The Last Cowboy“ und eine ruhige Ballade („World In Flames“) als Rausschmeißer.

Besinnen sich IN THIS MOMENT in Zukunft darauf und wissen es zu vermeiden, in standardisierte Metalcore-Belanglosigkeiten abzudriften, steht ihnen wirklich noch Großes bevor – ganz so, wie schon von Labelseiten propagiert. Bis dorthin bleibt „A Star-Crossed Wasteland“ leider kein auf ganzer Linie zufriedenstellender Erfolg mit einigen Schwächen – aber auch klaren Stärken. Wer mit Hard Rock und Rock’N’Roll angereicherten Metalcore mit Frauenstimme hören will, sollte ein Ohr riskieren.

Anspieltipps: „Blazin’“, „Iron Army“ und „Gunshow“

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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