Review In The Woods… – Cease The Day

Das Comeback der norwegischen Avantgarde-Metaller IN THE WOODS… im Jahr 2014 erwies sich in den darauffolgenden Jahren als äußerst prekäre Angelegenheit. Zum einen fielen die Reaktionen auf „Pure“, die erste Full-Length-Platte seit „Strange In Stereo“, wegen des allzu biederen, monotonen Sounds gespalten aus, zum anderen hatte die Band auch hinter den Kulissen mit Unstimmigkeiten zu kämpfen. So kam es, dass sich die Botteri-Brüder verabschiedeten und vom Original-Line-Up nur noch Schlagzeuger Anders Kobro zurückblieb – IN THE WOODS… standen abermals am Scheideweg. Trotz dieser Widrigkeiten konnten sich Kobro und Frontmann James Fogarty noch einmal zusammenraufen und mit „Cease The Day“ ein weiteres Album kreieren.

Als hätten sich IN THE WOODS… der Meinung jener Kritiker angeschlossen, denen der eher herkömmliche Doom Metal von „Pure“ zu langweilig war, wurde bereits im Vorhinein eine weitere Neuausrichtung in Aussicht gestellt. Als musikalisches Tagebuch der vergangenen zwei, vom Chaos beherrschten Jahre solle „Cease The Day“ in seinen explosiveren Momenten sogar an das hochgelobte Debüt „Heart Of The Ages“ heranreichen.

Davon ist anfangs noch nichts zu merken: „Empty Streets“ beginnt mit sanftmütigen Flöten, Fogartys trübsinnigem Gesang und Naturgeräuschen, darauf folgen die schleppenden Gitarren und Drums sowie die Retro-Keyboards, die bereits das Vorgängeralbum ausmachten. Nach einer Weile überraschen IN THE WOODS… schließlich doch noch mit getragenem Tremolo-Picking, Double-Bass-Drums und sogar Schreigesang, der entfernt an die garstigen High-Pitched-Screams von Trevor Strnad (The Black Dahlia Murder) erinnert. Dieser Stilmittel bedienen sich die Norweger auch später noch mehrmals, wobei das treibende, im Gesamtkontext aufgrund seiner Live-Attitüde jedoch leider eher unpassende „Transcending Yesterdays“ den eindeutigen Höhepunkt darstellt.

So richtig überwältigen will das Ganze letztlich aber doch nicht, es fehlt hier nach wie vor an Biss und Einfallsreichtum. Um die immer noch vorherrschenden Doom-Passagen ist es leider kein bisschen besser bestellt. Zwar gelingt es IN THE WOODS… auf manchen Tracks ganz gut, ein wenig Abwechslung in die Sache zu bringen, wie etwa mithilfe der mysteriösen Piano-Töne und Akustikgitarren auf „Cloud Seeder“, doch der Großteil der Platte scheint auf abgenutzten 08/15-Strukturen aufzubauen. Als Resultat gehen die Songs zwar halbwegs schnell ins Ohr, hinterlassen aber einen unerfreulich faden Beigeschmack.

Eigentlich haben IN THE WOODS… ihre hochtrabenden Versprechen gehalten – ihr mittlerweile fünftes Album ist hinsichtlich Vielfalt und Intensität einen Schritt weiter als „Pure“. Umso enttäuschender ist es daher, dass die einstmals so einzigartigen Avantgarde-Metaller ein weiteres Mal mit derart blutleeren, halbgaren Stücken an die Öffentlichkeit treten. Die ruhigeren und die härteren Abschnitte harmonieren hier einfach nicht und sind jeweils für sich betrachtet größtenteils langatmig. „Cease The Day“ fängt stark an und endet stark, dazwischen liegt unglücklicherweise viel zu viel Austauschbares. Wer sich mit „Pure“ anfreunden konnte, wird es hiermit vermutlich auch können – alle anderen sollten sich den Kauf gründlich überlegen.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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