Review In Mourning – The Bleeding Veil

In den gut 20 Jahren ihrer Bandkarriere haben sich IN MOURNING stilistisch weit bewegt: Von einem Gothic-Metal-geprägten Death Metal ging die Reise hin zu melodischem Death Metal mit immer stärkerem Prog-Metal-Einschlag. Mit „Garden Of Storms“ (2019) hatten sie „ihren“ Stil einerseits perfektioniert, andererseits aber auch etwas ausgereizt, es fehlte in der Tat „das letzte Quäntchen Eingängigkeit“, wie es völlig richtig in der M1-Kritik zu diesem Album steht. Sollte sich der Kollege deswegen zwei Jahre später nicht mehr mit „The Bleeding Veil“ beschäftigt haben, wäre das allerdings ein großer Fehler gewesen.

Denn während IN MOURNING ihre Charakterisitkia – den progressiven Ansatz in den ruhigen Parts wie den melodischen Death Metal am anderen Ende der Skala – beibehalten, ja, sogar weiter ausgereizt haben als je zuvor, strotzt das Album nur so von ebenjener zuletzt verlustig gegangenen Eingängigkeit: Bereits im Opener „Sovereign“ begeistern die Schweden nicht nur mit munteren Wechseln zwischen Death und Prog Metal bei insgesamt schlüssigem Aufbau sowie virtuosem Gitarrenspiel, sondern auch mit griffigen Melodien und Gesangslinien, die direkt ins Ohr gehen.

Von diesem großartigen Sechsminüter in Euphorie versetzt, spürt man während des darauffolgenden „At The Behest Of Night“ regelrecht die Anspannung abfallen, ob man sich auch wirklich nicht zu früh gefreut hat. Hat man nicht: IN MOURNING liefern direkt den nächsten Hit, mit dem ihnen das gleiche Kunststück erneut gelingt: Die düstere Melancholie von Insomnium findet hier ebenso ihren Platz wie der Prog-Metal von Opeth, um in Vergleichsbands zu sprechen. Doch eigentlich sind IN MOURNING diesem Status längst entwachsen – denn schlussendlich klingt auch dieser Song einfach nach dem bestmöglichen Material, das man sich von IN MOURNING erhoffen würde.

Gefühlvoll geschungene Klargesangslinien treffen hier wie auch im Folgenden ein ums andere Mal auf kraftvolle Screams, liebliche Melodien auf mit Wucht heranrollendes Riffing. Die geschärften Kontraste – besonders gut zu hören in „Blood In The Furrows“ – sorgen für maximale Abwechslung und Spannung. Wo bei anderen Bands die Spannungskurve in langen Instrumentalparts oft eher absackt, wirkt die Gitarrenarbeit hier so souverän und fingerfertig, dass man sich regelrecht in den geschmeidig dahinfließenden Melodien treiben lassen möchte.

Dass „The Bleeding Veil“ eine gute Dreiviertelstunde füllt, wirkt in Anbetracht dessen, was hier alles geboten wird, in jede Richtung unglaubwürdig: So vergeht die Zeit mit diesem großartigen Album einerseits wie im Fluge, andererseits verarbeiten IN MOURNING hier so viele Ideen, dass man sich kaum vorstellen kann, dass diese in 46:02 Minuten Platz finden – und das auch noch schlüssig arrangiert. Wer progressiv-melodischen Metal mit Death-Metal-Wurzeln auf höchstem kompositorischem wie auch spielerischen Niveau sucht, ist bei diesem Album goldrichtig.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert