Review In Flames – The Tokyo Showdown (Live In Japan 2000)

Die „Clayman“-Tour von IN FLAMES war lang und sehr erfolgreich – es war also nur eine Frage der Zeit, ehe dazu ein Live-Album erscheint. Dieses wurde in guter Live-Album-Tradition in Japan mitgeschnitten – schließlich soll das Publikum dort viel enthusiastischer und begeisterter sein als in den meisten anderen Ländern der Welt.

Wirft man vorneweg einen Blick auf die Tracklist, so ist hier wirklich alles vertreten, was das Fanherz begehrt: Vom Debüt „Lunar Strain“ über „The Jester Race“ und „Whoracle“ bis hin zu „Colony“ und „Clayman“ sind alle bisherigen Alben berücksichtigt worden, letzteres wenig überraschender Weise jedoch am häufigsten.

Mit den Openingtracks der bis dato aktuellen Werke, nämlich „Bullet Ride“ und „Embody The Invisible“, wird die Euphorie allerdings direkt ziemlich gedrückt: Der Sound ist schlecht, die Drums und der Bass deutlich zu weit im Vordergrund und die zweite Gitarre ist viel zu leise. So kann man die bei IN FLAMES so wichtigen zweistimmigen Gitarrenleads teilweise wirklich nur erahnen. Dazu ist die Stimme von Anders Friden „anders“ als auf den Studioalben: Teilweise kommt sein Gesang sogar schon klarem Gesang gleich. Und auch der Gesang ist viel zu leise abgemischt. Leider war das noch nicht alles – auch der Mix im Ganzen ist ein Desaster: „The Tokyo Showdown“ klingt weder druckvoll nocht energiegeladen, sondern einfach nur schwachbrüstig. Und die ach so genialen Fans sind obendrein erstmal überhaupt nicht zu hören.

Der erste Eindruck ist also ernüchternd. Später wird’s dann mit dem Sound etwas besser, druckvoll kommen allerdings nur „Swim“, „Only For The Weak“ und den Klassiker „Episode 666“ rüber. Sogar Songs wie „Clayman“, „Behind Space“ oder „Ordinary Story“ klingen hingegen ziemlich lahm. Das gleiche kann man auch über die Fans sagen, deren Jubel etwa so laut ist, wie wenn der Bäcker um die Ecke nach zwei Wochen mal wieder ein selbstgemachtes Stück Torte im Angebot hat. Nicht mal bei den ruhigen Stellen machen sie sich bemerkbar. Aber das wird doch anders sein, wenn In Flames mitten in „Sorn“ einfach mal Slayers Evergreen „Raining Blood“ anspielen? Weit gefehlt, auch hier gibt es keine Reaktionen – oder der Jubel wurde vom Tontechniker schlicht nicht eingefangen.

Vielleicht war die bewusste Entscheidung, die Scheibe nicht nachzubearbeiten, ein Schuss in den Ofen: Auf der einen Seite ist es zwar lobenswert, wenn man eine Live-Aufnahme auch wirklich wie live gespielt veröffentlicht. Aber wenn dann ein solch schwach produziertes Werk dabei herauskommt, sollte man die Vorgehensweise vielleicht doch überdenken. Schließlich sind IN FLAMES als energische und kraftvolle Liveband bekannt – dass das beim „Tokyo Showdown“ ganz und gar nicht rüberkommt, ist mehr als schade. Immerhin: Durch die Produktion bekommen alle Songs eine etwas andere, rauere Note als die Studioversionen, was sich teilweise wirklich nicht schlecht anhört.

Unterm Strich bleibt „The Tokyo Showdown (Live In Japan 2000)“ aber eine ziemliche Enttäuschung. Und das, obwohl die Songauswahl über jeden Zweifel erhaben ist und an und für sich als nahezu perfekte Best Of Kollektion durchgehen könnte. Aber was hilft das beste Songmaterial für ein Live-Album, wenn es werder angemessen zur Geltung kommt, noch echte Live-Atmosphäre aufkommt.

Keine Wertung

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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