Das Konzept einer Split-CD beruht bekanntermaßen darauf, dass zwei befreundete Bands sich zusammentun um gemeinsam einen Release auf die Beine zu stellen – ein durchaus interessanter Ansatz, wie ich finde, und allemal löblicher als lieblos zusammengewürfelte Single-CDs.
Dass im Booklet dieser Split auf den ersten Blick nur IMPERIUM DEKADENZ zu sehen sind, wie man sie von ihren den Promophotos her kennt, ist dabei nicht etwaiger Arroganz VARGSHEIM gegenüber entwachsen, sondern schlicht der Tatsache, dass das Trio hinter VARGSHEIM seinerzeit geschlossen beim IMPERIUM-Duo anheuerte, um dieses auf der Bühne zu unterstützen. Man könnte bei der unbetitelten oder schlicht „Split“ genannten Veröffentlichung also zwinkernden Auges fast von Vetternwirtschaft sprechen – war der Gedanke dahinter seitens IMPERIUM DEKADENZ doch gewiss, den eigenen Bekanntheitsgrad zu nutzen, um den Bandkollegen nach ihrem durchaus achtbaren Debüt „Weltfremd“ im vergangenen Jahr etwas unter die Arme zu greifen und ihnen so etwas zusätzliche Aufmerksamkeit zuzuschanzen.
Diesen Eindruck erweckt die layouttechnisch wirklich gelungen umgesetzte Split zumindest, berücksichtigt man neben der Tatsache, dass sie über Düsterwald, bei denen VARGSHEIM unter Vertrag stehen, erscheint, die Entstehungszeiten der Songs: Während VARGSHEIM extra für die Split zwei achtminütige Stücke aufgenommen haben, beschränkt sich der Beitrag von IMPERIUM auf die „Spende“ eines bereits 2008 aufgenommenen Songs sowie eins Instrumentals – inclusive eines die beiden Bandbeiträge verbindenden Interludes kommt die CD damit auf eine gute halbe Stunde Spielzeit.
Den Anfang machen IMPERIUM DEKADENZ mit einem Stück, welches passend zum Bandname VARGSHEIMs „Schlafen, wo die Wölfe herrschen“ betitelt ist: Nach einem schönen Fade-In aus Akustik- und Distortion-Gitarren folgt ein relativ typischer IMPERIUM-Song mit mächtig Zug nach vorne: Nichts, was man nicht in ähnlicher Form bereits auf „Procella Vadens“ gehört hätte, in dessen Songwriting-Phase das Stück wohl auch entstanden sein dürfte, jedoch auf alle Fälle nicht zuletzt des so transparenten wie schwarzmetallen Sounds wegen schön anzuhören. Allein die recht hohen Synthesizer-Klänge im Hintergrund verkommen bisweilen zu einem dezent nervigen Fiepen – überflüssigerweise, hätte der Song diese doch eigentlich garnicht gebraucht. Aktuelles Material gibt es dann in Form des Instrumentals „Desiderium Patriae“ zu hören, welches stilistisch an „À La Nuit Tombante“ erinnert. Wo letzteres jedoch inmitten eines vollen Albums steht, wirkt der auf Atmosphäre und Pathos getrimmte Instrumental-Song hier ein wenig zusammenhangslos – und macht zugleich das darauffolgende, zweite Instrumental, „…in der Tiefe“, welches den Weg vom DEKADENZschen Schwarzwald in VARGHEIMs Heimat Franken überbrückt, überflüssig – wäre an sich wohl auch die „Sehnsucht nach dem Vaterland“ durch ihren sanften Ausklang Übergang genug gewesen.
So jedoch wirkt, was VARGSHEIM dem Hörer zu bieten haben, im Anschluss an diese beiden Stücke in ihrer epischen Breite und dem satten, samplegeschwängerten Sound zunächst etwas dünn und vor allem extrem kratzbürstig – hat man sich jedoch in die rohe Black Metal-Atmosphäre eingefunden, weiß das, was man zu hören bekommt, doch durchaus zu gefallen, geht das Trio hier doch zielstrebiger und merklich focussierter zu Werke als noch auf ihrem Debüt-Album: Verstimmte Gitarren erlaubt man sich hier ebensowenig wie unausgereifte Songstrukturen – statt dessen klingen die beiden Kompositionen der Würzburger hier in sich stimmig und durch die mal mehr, mal weniger durchscheinende Rock-Attitüde sogar recht eigenständig.
Etwas grundsätzlich Neues ist das, was VARGSHEIM hier abliefern dabei natürlich nicht – eine positive Entwicklung seit dem letztjährigen Werk ist jedoch nicht überhörbar.
Über die Veröffentlichung einzelner Stücke statt ganzer Alben kann man bekanntermaßen trefflich streiten, sei es nun bezogen auf Singles oder eben auch das Format der im Black Metal recht angesagten Split-CDs. Im Rahmen dessen, wie cool Split-CDs eben sein können, geht diese aber durchaus in Ordnung – auch wenn der IMPERIUM DEKADENZ-Fan hier vielleicht etwas kürzer kommt als erhofft.
Keine Wertung