Wer dem vielerorts verbreiteten Irrglauben auferliegt, bei IMPERIA handle es sich um eine Gothic Metal-Band, sollte nun schleunigst umdenken. Frontfrau Helena Iren Michaelsen war zwar Sängerin bei Trail Of Tears, mit dieser Formation hat diese Multikulti-Truppe (mit Musikern aus Norwegen, Holland, Belgien, Finnland und Deutschland) nichts zu tun. Während den Aufnahmen zum Album übrigens brachte Helena eine Tochter zur Welt, was dazu führte, dass dieses Thema lyrisch ein wenig verarbeitet wurde und sich das auch im Coverartwork widerspiegelt.
IMPERIA sind statt in gotischen Gefilden eher im klassischen Heavy Metal zu hause, den sie mit mächtig Bombast, Epik, Klassikanleihen und Dramatik schmücken. Das geht anfangs auch ziemlich gut los, das Eröffnungstrio bietet gleich dreifach eingängigen und flotten Melodic Metal mit eben dieser Klassikverbindung und jeweils mit feinem Refrain. „Mirror“ ist dabei recht fröhlich, „Raped By The Devil“ bietet dagegen recht düstere Klänge in den Strophen. Mit „Broken Wings“ wird es dann erstmals etwas ruhiger und gleichzeitig dramatischer – die erste kraftvolle Halbballade steht an. Balladesk ist auch das tolle „Facing Reality“. Sehr poppig kommt es daher und wäre keine Überraschung, würde es als Single ausgekoppelt werden. Helena klingt für meine Ohren hier an vielen Stellen übrigens stark nach Bonnie Tyler, was nun positiv gemeint ist.
Mit zunehmender Spieldauer aber übertreiben es IMPERIA mit dem Bombast und den symphonischen Klängen, „Fata Morgana“, der Titeltrack oder das hoffnungslos überladene „The Calling“ seien hier mal als Beispiele dafür genannt. Vor allem bei letzterem versucht Helena sich in übermäßig hohen Stimmlagen, was dann doch eher schief geht und nicht sonderlich gut kommt. In diesen Momenten fühlt man sich ein ums andere mal an Nightwish erinnert, diese jedoch erfüllten ihre Opern-Bombast-Aufgaben stets mit Bravour, diese Qualität wird hier nie erreicht. Das abschließende „Missing You“ ist dann immerhin noch eine wundervolle, emotionale Streichernummer, bei der man am besten noch das kurze Stück Gesang gegen Ende rausgelassen hätte.
Weniger wäre hier oft mehr gewesen, so hätte man besser mit dem Bombast zurückgesteckt und die Klassikarrangements mehr in den Hintergrund gepackt und songdienlich gestaltet, wie man es zu Beginn des Albums sehr gut gelöst hat. „Queen Of Light“ ist sehr wechselhaft, und das nicht nur in punkto Abwechslung sondern vor allem auch in Qualität, was das Songwriting und erst recht das nötige Dosieren der theatralischen Komponente angeht, und irgendwie fehlt auch die eigene Identität, vieles klingt zu sehr nach anderen Bands. Durch die lange Spielzeit von 67 Minuten wird es auch bald zu viel des Guten und mit der Zeit beginnt die Scheibe gar ein wenig zu nerven, das komplette Durchhören gestaltet sich nicht selten als schwierig. „Queen Of Light“ ist wirklich gar nicht schlecht und für Genrefreunde zu empfehlen – nur eben zu viel, in vielerlei Hinsicht.
Wertung: 6.5 / 10