Bisher konnten IMMORTAL durch Werke wie „Pure Holocaust“, „Battles In The North“ oder „Blizzard Beasts“ wohl nur richtige Black-Metal-Fans begeistern. Bei der restlichen Metal-Szene hingegen sah es eher mau aus. Da kommt ein Album wie das vorliegende „At The Heart Of Winter“ gerade genau richtig. Erstmals nämlich in ihrer Karriere schreiben IMMORTAL Material, das sogar den Durchschnitts-Metal-Hörer begeistern kann. Ob das allerdings etwas mit dem Abgang von Demonaz zu tun hat, der sonst große Teile der Musik schrieb, sei mal dahingestellt. Viel wahrscheinlicher ist, dass IMMORTAL ganz genau wussten, dass sie sich mit dem Pfad, den sie mit den letzten beiden Alben einschlugen, in musikalischer Hinsicht ziemlich limitieren oder gar Gefahr laufen, sich vom Genre, dem sie sich mit Leib und Seele verschrieben haben, zu distanzieren.
Der Opener „Withstand The Fall Of Time“ beginnt wie eh und je mit frostig klingenden Gitarren, allerdings ohne sofort im Vollrausch loszubrechen. Nein, der Song baut sich langsam und stimmungsvoll auf, um dann nach einer Minute Horgh auf sein Drumkit losprügeln zu lassen. IMMORTAL wissen mittlerweile ganz genau, wie sie ihre Energie bündeln und somit dem Zuhörer eine klirrende schwarzmetallische Soundwand vor den Latz knallen können. Abbath wechselt geschickt drei, vier Riffs ab, die sich zwar oft wiederholen, jedoch nie Langweile hervorrufen. Den neuen Sound der Band kann man eigentlich nur in drei Worte fassen: kalt, majestätisch, hymnisch. Was auffällt, ist, dass Abbath seine Krächzstimme nur noch manchmal einsetzt, das jedoch gezielt tut um die rein instrumentalen Parts hervorzuheben und ihnen einen ganz eigenen Wert zu verleihen.
Der Opener ist das Paradebeispiel für den Stil von IMMORTAL, den sie auf diesem Werk eingeschlagen haben: überlange Songs, die aus teils Black-Metal-typischen, sperrigen Riffs, teils aus melodischen, stimmungsvollen Riffs bestehen und darüber Abbaths Krächzstimme. Das nachfolgende „Solarfall“ ist mit sechs Minuten der kürzeste Track des Albums (der längste ist „Tragedies Blows At Horizon“ mit knapp neun Minuten). Ein langer, im Midtempo gehaltener Mittelteil, bei dem selbst unverzerrte Gitarren zum Zuge kommen, ist wohl ebenso für IMMORTAL selbst als auch für den Fan Neuland. Sowohl „Tragedies Blows At Horizon“ als auch „Where Dark And Light Don’t Differ“ reihen sich nahtlos ein und führen den eingeschlagenen Stil gekonnt fort. Hierbei handelt es sich, wieder mal, um zwei kalte Hymnen, die man nicht weiter zu erläutern braucht, sondern einfach hören muss. Und da wären wir auch schon beim einzigen Problem der Platte: Es gibt keine rasenden, puren Black-Metal-Brecher, es gibt größtenteils Midtempo, das extrem gut ins Ohr geht und sich sofort festsetzt. Genau das könnte und ist wohl auch für so manchen frühen Fan ein Schlag unter die Gürtellinie, der Grund genug ist, sich von der Band abzuwenden.
Die beiden letzten Tracks sind in ihrer Form sehr unterschiedlich aufgebaut. Während der Titelsong durch ein langes akustisches Intro, welches selbst Keyboards beinhaltet, eine Stimmung aufzubauen versucht und danach sehr catchy rüberkommt, ist „Years Of Silent Sorrow“ das komplette Gegenteil. Dieser Song ist die einzige Uptempo-Nummer auf dem Album, wird jedoch leider viel zu oft von langsamen Parts unterbrochen. Schade, da wäre sicherlich etwas mehr drin gewesen. Als sehr positiv kann man das gelungene Cover ansehen, das die Musik visuell unterlegt und den Betrachter in eine andere Welt versetzt. Auch die Produktion von Peter Tägtgren lässt keine Wünsche offen. Die Texte stammen erneut alle von Demonaz, somit bleibt wenigstens hier alles beim Alten. Unterm Strich handelt es sich bei „At The Heart Of Winter“ um ein fantastisches Album, mit dem IMMORTAL sowohl Black-Metaller als auch Liebhaber anderer Subgenres begeistern können.
Wertung: 9 / 10
Die Geschichte dahinter: Demonaz musste auf Grund einer nicht mehr behandelbaren Sehnenscheidenentzündung die Gitarre an die Wand hängen, war aber weiterhin trotz seines offiziellen Austrittes aus der Band noch immer für deren Texte verantwortlich. Deswegen blieb auf diesem Album in dieser Hinsicht tatsächlich alles beim Alten. Kompositorisch trat hier Abbath in Erscheinung, nicht mehr Demonaz, sodass sich die These „Ob das allerdings etwas mit dem Abgang von Demonaz zu tun hat, der sonst große Teile der Musik schrieb, sei mal dahingestellt“ auf Fakten begründet. Und die Aussagen, dass Demonaz nicht mehr die Musik (= Kompositionen), sondern nur noch die Texte für das Album schrieb, stehen nicht im Gegensatz zueinandern.
Aber du hast Recht: „Kompositionen“ ist in diesem Zusammenhang deutlicher als „Musik schreiben“. :)
Moin moin
Ist euch aufgefallen, was ihr am Anfang und dann nochmal am Ende über Demonaz schreibt?????
Ob das allerdings etwas mit dem Abgang von Demonaz zu tun hat, der sonst große Teile der Musik schrieb, sei mal dahingestellt.
Die Texte stammen wieder mal alle von Demonaz, somit bleibt wenigstens hier alles beim alten.
Also nach dem oberen Text, nimmt man ganz klar an Demonaz hätte die Texte nicht geschrieben und unten dann steht, das er die Texte geschrieben hat.
Mhhhh passt definitiv nicht zusammen und kann für jemanden der sich mit Immortal nicht auskennt zu Verwirrung führen.
Gruss Heeres