Fünf Jahre sind ins Land gegangen, seit IMMOLATION mit „Atonement“ eines, wenn nicht sogar das stärkste Album ihrer Karriere veröffentlicht haben. Dabei verhalf auch dieses Werk den New Yorkern nicht zu der Anerkennung, die ihnen ob der hohen Qualität des Materials eigentlich zugestanden hätte. Vielmehr scheint es so, als ob Ross Dolan und seine Mitstreiter immer leicht unter dem Radar fliegen. Wahrscheinlich wird auch „Acts Of God“, das elfte Album der Death-Metaller, nichts daran ändern.
Die Messlatte mit „Atonement“ sehr hoch gelegt, schließen IMMOLATION auf ihrem neuen Album eher am Vorgänger an, als sich neu zu erfinden. Will heißen, der Hörer bekommt dissonantes Riffing, unvorhersehbare Tempo- und Taktwechsel und ausgefeilte Gitarren-Soli zu hören. Die Lieder sind dabei immer auf das Nötigste reduziert worden, nie hat man das Gefühl, dass Elemente zu oft wiederholt oder Ideen totgeritten werden. Das führt schlussendlich trotz 15 Songs (inklusive zweier Intros) zu einer Spielzeit von knapp 50 Minuten.
Trotz des gutklassigen Materials fehlt IMMOLATION jedoch auch auf „Acts Of God“ ein richtiger Hit. „The Age Of No Light“ oder „Overtures Of The Wicked“ gehen gut ins Ohr und haben einen einnehmenden Grund-Groove, in Sachen Refrain und Eingängigkeit geht den Amerikanern allerdings einiges ab. Hier muss man sich reinhören, sich die Strukturen erarbeiten wollen. Acts wie Cannibal Corpse oder (frühe) Deicide gehen mit griffigen Refrains wesentlich leichter ins Ohr und befriedigen so wesentlich schneller.
Dennoch sind IMMOLATION weit weg von Durchschnittsware. Sie bewegen sich in ihrem eigenen Kosmos. In jedem Durchlauf lassen sich neuen Elemente entdecken, auf die man sich beim nächsten wieder freut. Der flotte Schlussteil von „Immoral Stain“ ist so eines, ebenso der hymnische Schlussteil von „Let The Darkness In“ oder der Riff, der den Refrain von „When Halos Burn“ einleitet.
Keine Freude bereitet (einmal mehr) die Produktion von Zack Ohren. Diese kommt zwar plastisch und aufgeräumt daher, lässt aber jegliche Dynamik vermissen. Hier sind die 90er-Alben der Band wesentlich angenehmer zu hören.
Allgemein ist festzustellen, dass „Acts Of God“ kein Album ist, das per se „Spaß macht“. Das elfte IMMOLATION-Werk möchte erarbeitet werden. Viele Durchläufe sind vonnöten, um die einzelnen Lieder auseinanderhalten und eine Abgrenzung zu vorherigem Material treffen zu können. Damit stellt sich das Quartett aber ganz klar gegen die Simplifizierung des Genres. Hier muss man als Hörer dranbleiben wollen. Tut man dies, so eröffnet sich eine Welt, die sich zwar nicht fundamental von „Atonement“ unterscheidet, aber das Level des vielgelobten Vorgängers halten kann.
Wertung: 8.5 / 10