Aufmerksame Leser wissen, dass sich das Label Season Of Mist dem Re-Release dreier Platten des norwegischen Black-Metal-Projektes ILDJARN verschrieben hat. Neben dem Debüt „Ildjarn“ (1995) und dem Nachfolger „Forest Poetry“ (1996) ist das martialisch klingende „Strength And Anger“ (1996) die dritte Platte, die seit August neuveröffentlicht im Laden steht und höchstwahrscheinlich zum Staubfänger mutieren wird. Martialisch ist im Zusammenhang mit ILDJARN nicht abwegig, ist doch hinreichend bekannt, dass die Veröffentlichungen beabsichtigt recht kriegerisch und grimmig klingen (sollen).
Neben diesen Fakt ist es aber auch keine Überraschung, dass „Ildjarn“ und „Forest Poetry“ teils in ausgesprochen scheußlicher, teils in minder schlechter Produktionsqualität erneut auf den Markt gekommen sind, sodass der Überraschungseffekt bei „Strength And Anger“, egal ob in die positive oder negative Richtung, ausbleibt – es klingt noch immer bescheiden. Das Album wirkt hastig aufgenommen: Schnell die größtenteils zwei bis drei Minuten langen Lieder an der Gitarre heruntergeschrammelt, ab und an mal irgendwas ins Mikrofon gebrummelt, noch fix das Material von einem Schlagzeuger durchgeknüppelt und der Bass – geschenkt. Den hört man bei der dürftigen Tonaufnahme eh selten bis gar nicht heraus. Die Stimme von Mastermind Ildjarn kommt im Vergleich zu den vorherigen Veröffentlichungen auffallend weniger vor, sprich: Auf „Strength And Anger“ gibt es einige Instrumentalstücke. Erträglicher macht es die Musik aber nicht.
Ansonsten bekommt man bei der Platte all das, wofür das Projekt ILDJARN meiner Meinung nach steht: Simple Songstrukturen, grottenschlechte Gitarrenaufnahmen und debil lärmende Drums. Serviert in mieser Audioqualität, ohne Überraschungen. Anerkennend muss aber gesagt werden, dass auf der Platte wenigstens Neuerungen existieren im Vergleich zum Vorgänger: Eine weitere, über das monotone Riffing gelegte Gitarrenspur (immerhin bei einen von 18 Songs!) und ein dumpfer Schlag, der vermutlich den Tiefgang einer Stand-Tom suggerieren soll (sogar zweimal, mutig!) – wow, soviel musikalische Raffinesse. Und noch etwas findet leider den Weg in meine Gehörgänge: Ambiente Lieder, gleich zwei zu je 14 und 15 Minuten. Knapp eine halbe Stunde der Versuch, Atmosphäre durch das gefühlt stundenlange Dehnen eines einzigen Tones zu erzeugen, ohne auch nur den Hauch einen Keyboard-Flairs oder eines zusätzlichen Arrangements. Grausam. Die Grenzen von ILDJARN sind schlichtweg zu eng gesteckt, um aus „Strength And Anger“ keinen Ladenhüter zu machen.
Wertung: 3 / 10