Zur Freude aller Fans des norwegischen Black Metals, die sich den Inhalt der Texte ohne Kenntnisse der Sprache eher denken mussten, verhält sich die zwischen 1992 und 2005 aktive Ein-Mann-Kombo ILDJARN sehr zuhörerfreundlich, indem sie die englische Übersetzung der Songs gleich mit angibt. Auffallend ist: Mastermind Ildjarn wollte in der Benennung der Tracks offensichtlich das musikalische Genre nochmals betont wissen, denn von 27 Songs beinhalten zehn davon eine Abwandlung des Wortes ‚black‘. Der restliche Großteil der Namen endet entweder auf ‚woods‘ oder ‚forest‘, sodass es offensichtlicher nicht werden kann: ILDJARN besingt die Natur, nicht den Teufel, ist aber trotzdem Black Metal.
Und tatsächlich, von den vermuteten Gesängen rundum die Natur versteht der Zuhörer akustisch natürlich nichts, denn dieses erste selbstbetitelte Full-Lenght-Album von 1995 repräsentiert die urigste Version des ’norsk svart metall‘: Unverständliche Laute von irgendeinem Tier während der Brunft (Gesang), ein hypnotisierendes, da keinerlei Wandel unterliegendem Brummen (Gitarre) und nervig dominierende Klack-Geräusche (Schlagzeug). Die Aufnahmequalität ist erwartungsgemäß grauenhaft bei einer Veröffentlichung aus diesem Genre zu jener Zeit und ist somit ebenso schwach wie die musikalische Abwechslung auf der Platte. Die Gitarre rifft mit minimalistischer Variation vor sich hin, ein Bund hoch, ein Bund runter, Monotonie in höchster Vollendung und der konsequente Beweis der Unfähigkeit, mit den Saiten umgehen zu können. Die Drums arbeiten im Takt wie ein Schweizer Uhrwerk, zwar haarscharf, aber langweilig, ohne Anspruch auf Esprit und unter Missachtung des Faktes, dass ein Schlagzeug mehr als nur eine Snare-Drum und eine Hi-Hat zu bieten haben sollte. Versuche, den Bass herauszuhören, insofern es Ildjarn überhaupt für nötig hielt, einen zu verwenden, scheitern bei dieser Vermengung von musikalischer Einfallslosigkeit, talentfreier Verwendung der Instrumente und der immer gleichbleibenden stupiden Anordnung des Song-Aufbaus. Zu allem Überfluss growlt Ildjarn ab und an noch in das Mikrofon, ausgestattet mit einem Wiedererkennungswert von null.
„Ildjarn“ bietet all das, nur wesentlich schlechter, was zu Beginn der 1990er Jahre in mehrfacher Ausführung erschien, beispielsweise auf dem zweiten Album „A Blaze In The Northern Sky“ von Darkthrone, auf der Demo „Wrath Of The Tyrant“ von Emperor sowie auf dem ersten Album „Diabolical Fullmoon Mysticism“ von Immortal. Allesamt sind kompositorisch wesentlich interessanter, produktionstechnisch bedeutend sauberer und spielerisch weitaus talentierter zu bewerten als das Debüt von ILDJARN. Warum das reputierte Label Season Of Mist dieses stumpfsinnige Album als Re-Release auf den Markt bringt, offenbart sich mir bei der gebotenen ‚Qualität‘ nicht. Wer die musikalische Entwicklung des Genres ab Mitte der 1990er nicht mehr gutheißen kann und/ oder ein Die-Hard-Fan von Raw Black Metal ist und die rohe, im vorliegenden Fall schlicht als unterirdisch schlecht zu bezeichnende Produktion vorzieht, dem sei „Ildjarn“ zu empfehlen. Herrje, habe ich das Wort ‚empfehlen‘ tatsächlich im Zusammenhang mit dieser Platte verwendet?
Wertung: 1 / 10
Miserables Review. Muss einem nicht gefallen, aber wenn man alte Darkthrone zitiert, sollte man hier nicht über Produktion und Spieltechnik meckern.
Zumal ich so Aktionen, alle Alben einer Band innerhalb einer Woche zu zerreißen, mehr als fragwürdig finde,
Für den zeitlichen Verlauf können wir wenig, nachdem die Alben auch alle gleichzeitig als Re-Release auf die Hörerschaft losgelassen wurden. Der Rest ist wohl – wie immer – Geschmackssache.