Review Ignite – A War Against You

Manchmal dauert es eben ein bisschen länger: IGNITE, eine der wohl wichtigsten und am meisten respektierten Bands der Orange-County-Hardcore-Szene, legen Anfang 2016 mit „A War Against You“ ganze zehn Jahre nach „Our Darkest Days“ ihr fünftes Studioalbum vor. Der Grund für diese lange Pause findet sich allerdings nicht in Faulheit oder mangelnder Inspiration wieder, ganz im Gegenteil: Nach ausgiebigem Touren für ihr viertes Album sprang Sänger Zoli Téglás drei Jahre als Sänger von Pennywise ein und seine Mitstreiter stürzten sich in etliche musikalische Projekte. Dass IGNITE ihr Handwerk nicht verlernt hatten, zeigte sich bereits auf einigen Konzerten in den letzten Jahren, auf denen der Fünfer vor Spielfreude und Energie nur so strotzte und bereits Einblicke in neues Material lieferte. Das Ergebnis des Songwritingprozesses in Form von „A War Against You“ ist ein eingängiges, mitreißendes und leidenschaftliches Album zwischen Punk und Melodic Hardcore geworden, das mit mehrstimmigem Gesang, packenden Melodien, politischem Bewusstsein und einer druckvollen, sauberen Produktion aufwartet.

Mit Zoli Téglás gedoppelter Stimme und ohne Instrumente klingt der Einstieg von „Begin Again“ für einige Sekunden wie der Anfang einer Powermetal-Platte, nur um kurz darauf mit fetten Riffs nach vorne zu preschen und Moshpits auf der ganzen Welt eine neue Hymne zu liefern. „Nothing Can Stop Me“ direkt im Anschluss ist eine wahre Blaupause für melodischen Hardcore: Eine eingängige Gitarrenmelodie, treibendes Drumming, Zolis hohe, fast schon herausgepresste Stimme, simple, packende Sing-A-Longs – als wären IGNITE nie weg gewesen. In dieselbe Kerbe schlagen „You Saved Me“ und „Where I’m From“, die eine perfekte Verbindung zwischen Härte und Catchiness, zwischen Hardcore und Poppunk finden. „Oh No Not Again“ präsentiert sich als düsterer, verschleppter Kopfnicker, der direkt von „Alive“, der mit Abstand poppigsten Nummer der Platte, abgelöst wird. Hier erinnert Zolis Stimme beinahe an Laura Jane Grace von Against Me!, klingt jedoch stets unverwechselbar nach IGNITE. „Work“ als Abschluss ist nach dem packenden „Descend“ ein ruhiger Ausklang, der lediglich mit Gitarre und Gesang aufwartet – bis nach einer kurzen Pause die ungarisch Version von „Where I’m From“ als Hidden Track getarnt die Wände ein letztes Mal wackeln lässt.

Textlich legen IGNITE immer noch den Finger in die Wunden der Gesellschaft, was zeigt, dass sich politisch in den letzten zehn Jahren wenig Dinge geändert haben, und wenn, so sicherlich nicht zum besseren. Zwar geht die Band hier selten sehr in die Tiefe, spricht aber wichtige Fragestellungen hinsichtlich politischer Mitbestimmung an und macht auch in Interviews keinen Hehl aus ihrer linkspolitischen Einstellung. Musikalisch ist „A War Against You“ sicherlich nicht das anspruchsvollste Album des Jahres, und einige Songs ähneln sich doch sehr stark in ihrer Struktur, ohne dabei langweilig zu werden. Alles in allem zeigt sich mit „A War Against You“, dass es kaum eine zweite Band gibt, die dieses Genre derart perfekt beherrscht, wie IGNITE. Die Jungs aus Orange County zeigen mit ihrem kleinen Comeback, dass sie auch nach vielen Jahren im Hintergrund nach wie vor zur Speerspitze des melodischen Hardcore gehören.

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Wertung: 8 / 10

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